LZ vom Dienstag, 04.07.00:

Genraps: Landwirt denkt an Verzicht

Grüne schreiben offenen Brief

Blomberg-Istrup (an). Noch ist nicht sicher, ob überhaupt genmanipulierter Winterraps auf Istruper Feldern ausgesät wird. Das erfuhr die LZ gestern im Gespräch mit dem Landbesitzer, mit dem die Firma Aventis ins Geschäft kommen wollte (die LZ berichtete). Die Blomberger Grünen haben sich derweil mit einem offenen Brief an den Landwirt gewandt.

Der Reihe nach: Wie berichtet, hatte sich der Hauptausschuss Mitte Juni mit dem Thema auseinandergesetzt und dazu sowohl eine Expertin aus dem Gegnerlager als auch einen Vertreter der Firma Aventis gehört. Zurück blieb eine erhebliche Verunsicherung der Politiker und der Beschluss, zumindest auf den stadteigenen Flächen die Aussaat von genmanipuliertem Saatgut zu verbieten, bis die Unbedenklichkeit solcher Versuche nachgewiesen ist.

Das betraf den Istruper Landwirt nicht, der auf seinem eigenen Flächen auch sein eigener Herr ist und damit machen kann, was er will – solange die Aufsichtsbehörden den Versuch an sich genehmigt haben. Dies nahmen die Grünen zum Anlass, in dem offenen Brief zumindest an den Istruper zu appellieren, damit er seinen Vertrag mit der Firma Aventis sofort kündige. "Freilandversuche beinhalten das Risiko einer unkontrollierten Freisetzung der Pollen dieser gentechnisch veränderten Pflanze. Ein Schutzstreifen ist wirkungslos, da bei Raps der Pollenflug bis 4,5 Kilometer wissenschaftlich nachgewiesen ist ... Handeln Sie bitte, bevor erstmalig in Blomberg gentechnisch veränderte Pflanzen sich ausbreiten können. In Fragen der Gentechnik muss stärker als in anderen Bereichen gelten: 'Gemeinnutz geht vor Eigennutz'", schreiben die Grünen.

Ob der Versuch tatsächlich so gefährlich ist, wie die Kritiker vermuten, vermag der Landwirt nicht zu sagen, wie er gestern im Gespräch mit der LZ betonte. "Aber ich denke, an dieser Entwicklung werden wir auch in Deutschland nicht vorbeikommen", meint er, "ich weiß nur nicht, ob ich das noch erleben werde".

Er sei jedoch nicht darauf aus, den Versuch durchzuziehen und sich gegen das ganze Dorf zu stellen. Reichtümer seien ohnehin nicht damit zu verdienen, die Firma zahle lediglich die normale Pacht und den Ausfall des Gewinnes, den die Flächen im Versuchsjahr abgeworfen hätten.

Möglicherweise verzichte er auch ganz auf den Versuch: In den Auflagen sei vorgeschrieben, dass rund um das betroffene Feld große Flächen während des Versuches brach liegen müssten. "Vielleicht machen wir das auch gar nicht mit".