Herrn
H. Lanwermann
Detmolder Str. 62
32825 Blomberg
Freisetzungsversuch mit transgenen Winterraps-Hybriden
Blomberg, 29.06.2000
Sehr geehrter Herr Lanwermann,
in der Hauptausschusssitzung des Rates der Stadt Blomberg vom 15.06.2000 teilte der dort anwesende Vertreter der Firma Aventis CSD, Tönisvorst, mit, dass Sie dem Konzern eine Fläche für einen Freisetzungsversuch mit transgenen Winterraps-Hybriden zur Verfügung stellen werden.
In der gleichen Sitzung beschloss der Ausschuss, dass angesichts der bislang ungeklärten Gefährdung von Natur und Bevölkerung durch die Gentechnik genmanipuliertes Saatgut auf städtischen Flächen nicht ausgebracht werden darf und die ortsansässigen Landwirte zu einem Verzicht auf die Aussaat derartigen Saatguts aufzufordern sind. Eine Kopie des Presseartikels aus der "Landeszeitung" fügen wir bei.
Die Fraktion und der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen fordern Sie auf, den Vertrag mit der Firma Aventis mit sofortiger Wirkung aufzukündigen. Gentechnisch verändertes Saatgut stellt durch Auskreuzung eine Gefahr für andere Pflanzen und Insekten, zum Beispiel Bienen, dar. Die Folgen, insbesondere auch für den Menschen, sind bislang noch nicht hinreichend erforscht.
Freilandversuche beinhalten das Risiko einer unkontrollierbaren Freisetzung der Pollen dieser gentechnisch veränderten Pflanze. Ein Schutzstreifen ist wirkungslos, da bei Raps der Pollenflug bis 4.5 Km wissenschaftlich nachgewiesen ist.
Kündigen Sie, sehr geehrter Herr Lanwermann, den Vertrag mit Aventis!
Handeln Sie bitte, bevor erstmalig in Blomberg gentechnisch veränderte Pflanzen sich ausbreiten können!
In Fragen der Gentechnik muß stärker als in anderen Bereichen gelten:
"Gemeinwohl geht vor Eigennutz".
Mit freundlichen Grüßen
gez. Hans-Ulrich Arnecke
P.S. Angesichts der besonderen Gefährdung der Bevölkerung erachten wir es als notwendig, dieses Schreiben als "offenen Brief" zu veröffentlichen. Wir haben ihn deshalb der örtlichen Tagespresse zur Kenntnis gebracht.