LZ vom Samstag, 18.09.04:

Die zweite Heimat der Schüler

Offene Ganztagsgrundschule: CDU will Notwendigkeit der Umbaumaßnahme überprüfen

Blomberg (sb). Bis zu 100 Kinder will die Stadt Blomberg künftig im Rahmen der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) am Weinberg betreuen. Der Architekt stellte jetzt im Bauausschuss das räumliche Konzept für die Ganztagsbetreuung vor, die im Sommer 2005 mit zunächst zwei Gruppen starten soll. Doch grünes Licht gab der Ausschuss für den Umbau des städtischen Gebäudes Schulstraße 9 noch nicht. Die CDU meldete noch Beratungsbedarf an.

Dabei ist das Haus, in dem vorher die Arbeiterwohlfahrt mit diversen Angeboten untergebracht war, Kernstück den Konzeptes. Zwar sollen auch die Flüggesche Scheune, die Turnhalle und zur Hausaufgabenbetreuung die unteren Klassenräume der Grundschule sowie der Computer- und Musikraum von den OGS-Kindern genutzt werden. Doch ihr eigentliches "Zuhause" wird die Schulstraße 9 sein: Im Erdgeschoss sollen der große Essensraum, eine kleinere Küche zum Warmhalten der angelieferten Speisen, ein Gruppenraum und sanitäre Anlagen entstehen. Im Obergeschoss sind drei weitere Gruppenräume, eine Lese- und Ruheecke, ein Büro und weitere sanitäre Anlagen untergebracht. Beide Etagen verfügen über jeweils gut 170 Quadratmeter.

Langfristig sollen, wie berichtet, vier Gruppen à 25 Schüler das Angebot der OGS nutzen können. Darauf ist auch das Raumkonzept ausgerichtet. Bevor es soweit ist, könnten zwei Räume im Obergeschoss zunächst als Mehrzweckraum dienen und später mit einer Trennwand abgeteilt werden.

In einem zum Schulhof ausgerichteten Anbau soll ein zweites Treppenhaus untergebracht werden, weil das bestehende zu schmal ist. Der Planer schlug vor, mit einem Hebelift für einen behindertengerechten Zugang ins Erdgeschoss zu sorgen. Dort soll ein Behinderten-WC zugleich als Personaltoilette dienen. Inwieweit ein Lift im Gebäude eingebaut werden kann, um Behinderte auch in den Gruppen des Obergeschosses aufnehmen zu können, wird noch geklärt.

460.000 Euro an Fördermitteln bekommt die Stadt für die Baumaßnahme, 60.000 Euro muss sie selbst zahlen. Für die CDU ein dicker Batzen, den es zu hinterfragen galt. Uwe Kather: "Ich habe das Gefühl, dass das Gebäude aufgewertet werden soll. Warum können die Gruppenräume nicht in der Schule eingerichtet werden, die stehen doch nachmittags leer?" Zustimmung gabs von Jörg Kleinsorge, der die Folgekosten ansprach: "Die Räume müssen geputzt werden". Udo Möller meldete noch Beratungsbedarf an: "Wir wollen das pädagogische Konzept nicht in Frage stellen. Aber wir müssen uns erst vor Ort informieren, ob es nicht vor dem Hintergrund sinkender Schülerzahlen irgendwo zusätzliche Räume gibt."

Erstaunt zeigte sich Schulleiterin Heidrun Pawlowski über die Vertagung. "Dass die Klassenräume als Gruppenräume genutzt werden, ist völlig inakzeptabel, eine Unmöglichkeit. Sie sind in den Grundschulen die Heimat der Klassen." Die OGS-Kinder bräuchten eigene Räume, die sie individuell gestalten könnten und in denen sie sich heimisch fühlten. Pawlowski betonte, dass das Konzept mit dem Schulträger abgestimmt sei. Die Räume seien nicht überdimensioniert, sondern für vier Gruppen fast noch zu klein. KOMMENTAR