ZUR SACHE: HAARSCHARF AN DER BLAMAGE VORBEIGESCHRAMMT

Haarscharf an einer Blamage vorbeigeschrammt sind die Mitglieder des Hauptausschusses der Stadt Blomberg in der Sitzung am 15.06.00. Es ging um den simplen Antrag der GRÜNEN Ratsfraktion, städtischerseits die Anpflanzung von genmanipulierten Organismen auf eigenen Flächen zu unterbinden, soweit es in der Macht und in der Kompetenz der Stadt liegt.

Die Ratsherren der Mehrheitsfraktionen taten sich allgemein schwer mit dem Thema Gentechnik. Den Reigen eröffnete SPD-Ratsherr Milinski, der sich nicht entblödete, gleich anfangs die Absetzung dieses Tagesordnungspunktes zu beantragen, bevor überhaupt nur ein Wort darüber inhaltlich diskutiert worden war. Die Materie sei ja für die unbedarften Politiker viel zu schwierig, um kompetente Entscheidungen zu treffen. Er konnte einem richtig leid tun. Und außerdem sei ja ohnehin der Umweltausschuss zuständig ...

Wäre Milinskis Antrag zur Tagesordnung zugestimmt worden, dann wären extra zu dieser Sitzung zwei Experten der Gentechnik eingeladen worden, wären von weit her angereist und hätten gleich wieder nach Hause hätten fahren dürfen, ohne auch nur ein Wörtchen in der Sache sagen zu können. Man kann nur von Glück reden, dass diesem dumm-dreisten Versuch, sich mit der Materie nicht beschäftigen zu wollen, kein Erfolg beschieden war.

Nachdem GRÜNEN-Ratsherr Arnecke seinen Antrag schließlich begründen durfte, kamen dann auch endlich die beiden Experten (Gentechnik-Befürworter von der Fa. Aventis und Gentechnik-Gegnerin vom Naturschutzbund) zu Wort. Mit unterschiedlichen Mitteln mühten sich die beiden, den Mitgliedern des Hauptausschusses die komplizierte Materie der Gentechnologie nahezubringen. Ohne viel Erfolg, das wurde rasch klar. Man gab sich allgemein hilflos und wusste zum Thema nichts beizutragen.

Was dann folgte, war mal wieder eine Diskussion der Sorte "Blomberger Ratsherreneintopf". In bewährter Manier wurde eine an sich eindeutige Sachlage zerredet und breitgequatscht, bis am Ende kaum noch jemand wusste, was eigentlich Gegenstand des GRÜNEN-Antrages war. Wie üblich, tat sich bei dieser Gelegenheit F.D.P.-Ratsherr Albrecht hervor, der in den vielen Jahren seiner Ratsmitgliedschaft die Kunst perfektioniert hat, mit vielen Worten wenig zu sagen. Am Ende konnte er noch nicht einmal mehr zwischen biologischer und konventioneller Landwirtschaft unterscheiden.

Ganz anders die tapferen Streiter von der CDU, die als Kontrast zu den kleinmütigen Koalitionären von SPD/F.D.P. genau wussten, was sie wollten. Ausgerechnet Praktischer Arzt Dr. Happe zeigte sich hinsichtlich der Gentechnik-Perspektiven durchaus optimistisch und verstieg sich gar zu dem gewagten Vergleich mit der "Atomwaffenfreien Zone" ("Gentechnik-freie Zone"). Wacker verfochten die braven CDU-Mannen die vermutete (?) Linie ihrer Landwirts-Klientel.

Die immer wieder allseits bekundete Unsicherheit in Sachen Gentechnik hatte dann letztlich auch ihr Gutes. Lief es doch zumindest bei den Abgeordneten von SPD/F.D.P. darauf hinaus, dass man dem GRÜNEN-Antrag folgen wollte. Allerdings mit der Einschränkung: Nur solange, bis sich die Gentechnik als unbedenklich entpuppt hat. So kriegten sie am Ende doch noch mehrheitlich die Kurve, die Vertreter des Hauptausschusses. Die Art und Weise jedoch, wie die Mehrheit unserer Volksvertreter das Thema Gentechnik behandelte, lässt für die Zukunft nicht viel Gutes erwarten.