An den
Bürgermeister der Stadt Blomberg
Herrn Dr. Pilgrim
Marktplatz 1

32825 Blomberg

Antrag "Landwirtschaft ohne Gentechnik"

Sehr geehrter Herr Dr. Pilgrim,

nachfolgenden Antrag bitte ich an den Rat der Stadt Blomberg weiterzuleiten.

Der Rat der Stadt Blomberg möge beschließen:

  1. Die Stadt Blomberg erklärt, dass keine gentechnisch veränderten Organismen oder daraus hergestellte Produkte auf städtischen Flächen verwendet werden.
  2. Bei der Neuverpachtung landwirtschaftlicher Flächen und bei Verlängerung bestehender Pachtverträge sollen Pächter/Innen vertraglich verpflichtet werden, auf den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu verzichten.
  3. Durch Gespräche und andere geeignete Maßnahmen sollen die Landwirte auf dem Gebiet der Stadt Blomberg für den Verzicht auf den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen gewonnen werden.

Begründung:

Eine deutliche Mehrheit der bundesdeutschen Verbraucherinnen und Verbraucher steht nach wie vor Lebensmitteln ablehnend gegenüber, bei deren Produktion gentechnische Methoden angewandt wurden. Dennoch wird derzeit an zahlreichen Nutzpflanzenarten gentechnisch experimentiert und es erreichen mehr und mehr gentechnisch veränderte Sorten den Markt. 1999 wurde erstmals gentechnisch verändertes Saatgut in größerem Umfang in der Bundesrepublik zum Verkauf angeboten. Dabei handelt es sich vor allem um herbizid- und insektenresistenten Mais der Firma Novartis. In der Bundesrepublik darf der Mais – anders als in Frankreich – in den Verkehr gebracht werden, nachdem das Bundessortenamt eine entsprechende Ausnahmegenehmigung erteilt hat.

Der kommerzielle Anbau transgener Pflanzen stellt eine neue Stufe der Anwendung der Gentechnik dar. Bislang wurden in der Bundesrepublik transgene Pflanzen nicht kommerziell angebaut. Die auch in der Bundesrepublik zahlreich durchgeführten Freisetzungen fanden auf kleinen Flächen und allein zu sog. Forschungszwecken statt. Zwar dürfen seit 1996 transgene Sojabohnen zu Verarbeitungszwecken in die EU eingeführt werden; sie dürfen aber nicht freigesetzt und damit auch nicht angebaut werden.

Der in allernächster Zeit drohende Anbau vor allem von transgenem Raps und Mais stellt daher eine qualitativ neue Stufe in der Kommerzialisierung der Gentechnik dar. Dabei bringt der Einsatz transgener Pflanzen in der Landwirtschaft vielfältige Risiken für die menschliche Gesundheit wie beispielsweise die Entstehung neuer Allergien, die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen bei Krankheitserregern oder das Auftreten unerwünschter Inhaltsstoffe. Weiterhin bestätigen sich in zunehmendem Maße die negativen Auswirkungen auf die Umwelt durch den Anbau transgener Pflanzen und den damit häufig verbundenen Einsatz von Totalherbiziden.

Ein Verzicht auf den Anbau transgener Pflanzen ist auch zum Schutz des konventionellen wie des ökologischen Landbaus notwendig, da es bei zunehmendem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen immer schwieriger wird, eine gentechnikfreie Lebensmittelproduktion zu gewährleisten.

Aus Gründen des vorsorgenden Verbraucher- und Umweltschutzes ist der Anbau transgener Pflanzen daher abzulehnen. Eine nachhaltige, umweltschonende Alternative zur Erzeugung hochwertiger, gesundheitlich unbedenklicher Nahrungsmittel bietet dagegen der ökologische Anbau. Dieser sollte daher verstärkt gefördert werden.

Blomberg, 24.05.2000

Für die Fraktion B‘90/Die Grünen

gez. Arnecke