Tief enttäuscht und völlig verständnislos nimmt die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen zur Kenntnis, dass sich die Mehrheitsfraktionen von SPD und FDP, wie zuvor schon die CDU und die „Freien Bürger“, für den zukünftigen Standort eines Verbrauchermarktes auf dem ehemaligen Ziegeleigelände Bergmann ausgesprochen haben. Kalt und entschlossen haben sich diese Fraktionen über die Bedenken des Förderkreises Blomberger Einzelhandel, des Vereins „Blomberg Marketing“ und der Bezirksregierung in Detmold hinweggesetzt.
Dabei sind die Aussagen der Bezirksregierung, z. B. hinsichtlich der Lage eines Verbrauchermarktes innerhalb eines Wohnsiedlungsbereichs, in ihrer Eindeutigkeit nicht zu überbieten. Für jeden ist mit Blick auf eine Karte Blombergs ersichtlich, dass die Wohnsiedlungsbereiche (WSB) sich wesentlich stärker um den Standort Schützenplatz scharen. Die Bezirksregierung betont in ihrer Stellungnahme, dass die Integration des Einzelhandels nahe der WSB unter städtebaulichen Gesichtspunkten eine besondere Zielsetzung des Landes NRW ist. Daher wundert es uns schon sehr, dass sich die Blomberger SPD von den eigenen Zielvorstellungen des Landesentwicklungsprogramms und des Einzelhandelserlasses NRW so weit entfernt. Von der CDU hätten wir andererseits erwartet, dass sie die eindeutig negativen Stellungnahmen der Industrie- und Handelskammer Lippe („... würde die Kernstadt in Teilen stark belasten. Eine solche Entwicklung halten wir nicht für wünschenswert“) und des Einzelhandelsverbandes Lippe („Ein Verbrauchermarkt ... am vorgesehenen Standort ist auszuschließen, da er in nicht unerheblichem Maße zentrenrelevante Sortimente anbietet“) beeindruckt hätte. Wunderbar ins Bild passt dazu, dass der Kreis Lippe zwar dem Vorhaben auf dem Ziegeleigelände Zustimmung signalisiert; leider lassen aber alle anderen Parteien dabei völlig außer acht, dass auch von dieser Seite weiterer Entscheidungsbedarf hinsichtlich Wasserwirtschaft, Bodenschutz und Landschaftspflege gesehen wird.
Die Industriebrache Ziegeleigelände bietet, gerade auch durch zuletzt vom Eigentümer veranlasste Maßnahmen, einen verheerenden Anblick. Nach unserer Auffassung sollte, wie auch die Bezirksregierung vorschlägt, hier zukünftig (Dienstleistungs-) Gewerbe angesiedelt werden. Eine weitere industrielle Nutzung ist im Hinblick auf die nahe Wohnbebauung auszuschließen.
Sollte es im Hauptausschuss am 13. August zu einer Entscheidung für den Standort Ziegeleigelände kommen, hätte Blomberg die große Chance vertan, Fehler der Nachbarkommunen (Märkte außerhalb der Siedlungsbereiche und des etablierten Einzelhandels) zu vermeiden. Völlig zu Recht bezeichnet die Bezirksregierung jene Märkte weit entfernt der Kernstädte als „autokundenorientierte Versorgungsschwerpunkte“ und fordert daher für einen anderen Standort in Blomberg eine gute verkehrliche Anbindung des öffentlichen Personennahverkehrs (Busse).
Städtebauliche Aspekte scheinen für die übrigen Parteien überhaupt keine Rolle zu spielen. Ein Verbrauchermarkt am Schützenplatz könnte unseres Erachtens einen willkommenen Gegenpol zu den Geschäften rund um den Blomberger Marktplatz, nur wenige Gehminuten entfernt, bilden. In Verbindung mit einem attraktiver gestalteten Busbahnhof erführen die Geschäftslagen in der Heutorstraße und dem Kurzen Steinweg eine deutliche Aufwertung.
CDU, FBvB, SPD und FDP lassen völlig außer acht, dass allein über 3000 Bürger in der historischen Altstadt leben. Unsere Fraktion hat schon frühzeitig darauf hingewiesen, dass ein Lebensmittelmarkt am Standort „Langer Steinweg“, wie im Einzelhandelsstrukturgutachten gefordert, unbedingt erhalten bleiben muss.
Angesichts der vielen Laden-Leerstände ist die Entscheidung für einen Verbrauchermarkt am Schmuckenberger Weg mit der Gefahr, dass sich dort ein Versorgungsschwerpunkt zu Lasten der Innenstadt bilden wird, für potenzielle Geschäftsgründer das falsche Signal.
Hans-Ulrich Arnecke, Fraktionsvorsitzender B90/GRÜNE Blomberg, 04.08.02