ZUR SACHE: FDP: Viel heiße Luft mit Anti-Windkraft-Polemik

Eigentlich sind wir es ja gewohnt, dass sich die Mitstreiter der lippischen FDP regelmäßig mit ihren Spezialthemen zu Wort melden. Getreu dem Motto: „Wer schreibt, der bleibt“, bleibt man so immer im Gespräch. Ingrid Pieper-von Heiden hat zum Beispiel, wie jeder aufmerksame LZ-Leser weiß, eigentlich das Spezialthema „Bildung“. Dabei wäre sie besser auch geblieben. Denn dieses Mal begab sie sich im Mainstream der Anti-Windkraft-Aktionen ihrer FDP auf das Glatteis der Regenerativen Energien, rutschte prompt darauf aus und versackte anschließend ganz tief im Sommerloch. Gleich zweimal (auf der Kreisseite und der Lagenser Seite) durfte Frau Pieper-von Heiden in der Lippischen Landeszeitung vom 24. Juli ihre Erkenntnisse zum Thema Windkraft verkünden.

Gänzlich ungetrübt von jeglicher Sachkenntnis behauptet sie ganz ungeniert, die Windkraft würde aus „Steuergeldern hoch subventioniert“. Hätte sie auch nur einen (Wind)-Hauch von Sachverstand, dann müsste sie eigentlich wissen, dass die Einspeisevergütungen für Regenerative Anlagen über die Energieversorger auf die Gesamtheit der Stromzahler in Deutschland umgelegt werden. Der Strompreis wird dadurch allerdings minimal erhöht, ähnlich wie beim „Kohlepfennig“, den wir Stromverbraucher seit vielen Jahren für den Erhalt einer überholten Technologie bezahlen. Dann doch schon lieber eine Zukunftstechnologie wie die Windkraft unterstützen, die in Deutschland inzwischen Zehntausende von hoch qualifizierten Arbeitsplätzen geschaffen hat, liebe Frau Pieper-von Heiden! Sie kostet keine Steuergelder, sondern trägt über die Unternehmen und ihre Arbeitnehmer sogar noch Steuergelder bei. Deutschland ist bei Windkraft weltweit führend, die Anlagen sind ein Exportschlager!

Mit den Zahlen hat es die FDP-„Windkraft-Expertin“ logischerweise auch nicht so genau. Laut Pieper-von Heiden liefern die Windkraftanlagen in NRW nur 0,8 Prozent der Stromversorgung. Fakt ist, dass Ende des Jahres 2001 die Regenerativen Energien bereits einen Anteil von 8 Prozent am bundesweiten Stromverbrauch erreichen werden, allein die Windenergie liefert inzwischen fast 3 Prozent, das sind 13 Milliarden Kilowattstunden im Jahr; Tendenz stark zunehmend. Hier hätte sich die FDP-Dame beispielsweise beim „Internationalen Wirtschaftsforum für Regenerative Energien“ in Münster über die Fakten informieren können.

Natürlich betet sie zum Schluss dann auch noch die restlichen Vorurteile gegen die Windkraft herunter, die seit vielen Jahren zum Standardrepertoire der Windkraftgegner gehören: Windräder sind angeblich laut und produzieren den sogenannten „Disko-Effekt“. Wenn Sie sich, liebe Frau Pieper-von Heiden, einmal eine moderne Windkraftanlage aus der Nähe angesehen und angehört hätten, dann wüssten Sie aus eigener Erfahrung, dass die Geräuschentwicklung selbst in direkter Anlagennähe äußerst bescheiden ausfällt. Da gesetzlich vorgeschriebene Abstände von mehreren hundert Metern zur nächsten Wohnbebauung einzuhalten sind, ist das Thema „Lärmbelästigung“ eh keines. Und was den Disko-Effekt und den Schattenwurf angeht, so haben die Anlagenbauer längst gelernt, wie man diese Effekte ganz vermeidet (z. B. durch Anti-Reflex-Anstriche) bzw. auf ein Minimum reduziert (durch Berücksichtigung der Sonnenbahn im Jahresverlauf).

So bleibt dann von den ganzen Windkraft-Horrorgeschichten, die uns Frau Pieper-von Heiden auftischen will, unter dem Strich nur eines: nämlich viel heiße Luft. Wohl selten war hier das Sprichwort zutreffender: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“