LZ vom Montag, 31.07.00
Blomberg-Istrup (tas). Frische Brötchen am Morgen vor die Haustür dieser Service kam Istruper Bürgern zugute. Grund der Aktion war nicht etwa die Wohltätigkeit eines Bäckers, sondern ein Aufruf, der die Bürger in Istrup sensibilisieren sollte.
Nach dem Motto "Heute Genraps, MorGen Allergie" bewaffneten sich die Mitglieder des "Aktionsbündnis für gentechnikfreie Landwirtschaft" mit dem Gebäck und taten so ihre Meinung kund.
Mit Unterstützung der Vollkornbäckerei Naturkraft und der Eickermühle aus Lemgo starteten die zwölf Frauen und Männer ihre Aktion. Drei noch warme Brötchen wurden aus einem großen Korb jeweils in Brötchentüten verpackt. Von da aus wanderten die Wecken durch die Verteiler in die Häuser.
Das Team der Naturkraft Bäckerei hatte nach der normalen Samstagsschicht noch einmal kräftig in die Hände gespuckt und unendgeltlich die Brötchen gebacken. Die Eickermühle aus Voßheide hatte das Mehl dafür gestiftet.
"Wir Müller haben Angst, dass wir bald nicht mehr wissen, wer uns was für Getreide verkauft", befürchtet Dr. Bernd Nagel-Held, "es steht nicht auf den Körnern, ob sie gentechnisch verändert sind oder nicht."
Die Blomberger Interessengemeinschaft hatte sich gegründet, als im Gespräch war, eine Anbaufläche für gentechnisch veränderten Raps in Istrup zur Verfügung zu stellen (die LZ berichtete). Auf erneute Nachfrage bestätigte der Landwirt gestern, dass er zu seinem Wort stehe und das Vorhaben wegen der Proteste in Blomberg schon seit längerem nicht mehr zur Debatte stehe.
"Diese Vereinigung ist überparteilich", so Ursel Rosenhäger zu der Aktion. "Wir möchten lediglich die Bevölkerung darauf hinweisen, dass das vielumstrittene Thema über gentechnisch veränderte Lebensmittel auch direkt vor der eigenen Haustür eine große Rolle spielt. Die Frage, ob gentechnisch veränderte Pflanzen nicht doch Gefahren bergen, von denen wir bis dato noch nichts wissen, ist ebenso wenig geklärt, wie die natürliche Verbreitung der Pflanzen am Feldrand aussieht". "Kann es sein, dass über die natürliche Fortpflanzung gentechnisch veränderte Pflanzensamen auf andere, naturbelassene Pflanzen übergreifen können? Was hat das für Auswirkungen?", seien bislang offene Fragen.
"Unsere Brötchenaktion, bei der wir auch Informationen mittels eines Handzettels verteilt haben, ist bei dem Großteil der Bevölkerung gut angekommen", meint Mitorganisatorin Doro Trachte.