LZ vom Mi, 31.05.00:

"Es geht um soziale Bindungen"

Blomberg (sb). Gegen die Stimmen von CDU, FBvB und Grünen hat sich der Hauptausschuss am Montagabend dafür ausgesprochen, die Stelle des Schulsozialarbeiters bis auf weiteres einzusparen.

Der Antrag der CDU, das auf zwei Jahre befristete Arbeitsverhältnis von Schulsozialarbeiter Joachim Woite in eine unbefristete Stelle umzuwandeln, fand keine Mehrheit. Woites Vertrag läuft noch bis Ende Juli. Danach ist Schluss.

Mit den Stimmen der rot-gelben Koalition beschlossen Haupt- und Sozialausschuss in gemeinsamer Sitzung weiter, zunächst ein Konzept über die künftige Sozialarbeit in Blomberg erstellen zu lassen. Theo Wedding, Leiter des SOS-Beratungszentrums Schieder, hat dafür Unterstützung zugesagt.

"Die SPD erkennt die Notwendigkeit der Schulsozialarbeit", betonte Wolfgang Pellmann. Jedoch sei nicht alles, was wünschenswert ist, auch bezahlbar. Die SPD wolle Schwerpunkte in den Bereichen Gewaltprävention, Streitschlichtung, Drogen und Sucht setzen: Freizeitpädagogik solle stärker Sache der Ehrenamtlichen werden.

Mit der Finanzierung beschäftigte sich auch Bürgermeister Dr. Siegfried Pilgrim: "Auf der einen Seite sollen wir Steuern senken, auf der anderen Seite sollen wir eine zusätzliche Planstelle einrichten." Ob sich die Stadt eine solche Stelle leisten könne, wisse man erst, wenn die Eckdaten des Haushaltsplanes und die mittelfristige Finanzplanung vorlägen.

FDP-Fraktionschef Hans-Adolf Albrecht sah nicht so sehr den finanziellen Aspekt: "Wir wollen die Dreisplittung (Schulzentrum, Treffpunkt Bexten und Jugendzentrum, Anm. d. Red.) von Sozialarbeit in unserer Stadt nicht mehr", verdeutlichte er das Anliegen der Liberalen. Er weigere sich, "aus dem Stehgreif" eine Stelle einzurichten und sprach sich dafür aus, das Konzept abzuwarten: "Wenn das ergibt, dass wir eine halbe Stelle für die Schulsozialarbeit einrichten müssen, stimmen wir zu."

Auch Polizei, Lehrer, Schülern und Eltern sollten bei der Erstellung des Konzeptes mit im Boot sein, empfahl Günter Simon (FBvB). Simon, selbst seit zwei Jahrzehnten Lehrer am Blomberger Gymnasium, wies darauf hin, wie wichtig die externe Beratung durch einen Schulsozialarbeiter sei, biete sie doch ganz andere Ansatzpunkte als die der Lehrer. Simon zweifelte an, dass die Mitarbeiter des Jugendzentrums, wie im SPD/FDP-Antrag vorgesehen, bis zur Fertigstellung des Konzeptes Ende September die Schulsozialarbeit übergangsweise leisten könnten.
 

Den Aspekt der leeren Kassen wertet Hans-Ulrich Arnecke (Grüne) als Totschlag-Argument. Arnecke weiter: "Ein Konzept hätte schon in den vergangenen zwei Jahren angemahnt werden können."

Sparpotentiale im Haushalt sah auch Udo Möller (CDU). Er nannte beispielhaft den Verzicht auf Ortsvorsteher in der Kernstadt, die Teilprivatisierung der städtischen Reinigung und Reduzierungen beim Bauhof. Möller: "Sie sprechen nur über Finanzen. Uns geht es auch um soziale Bindungen, die kaputt gehen."