LZ vom Dienstag, 29.01.2008
Wie lippische Sparkassen mit Kreditverträgen ihrer Häuslebauer umgehen
Kreis Lippe. Das Horrorszenario geistert durch den Blätterwald und das Fernsehen: Angeblich verscherbeln Sparkassen Kredite von Häuslebauern an die so genannten Heuschrecken und treiben damit Menschen in den Ruin. Die LZ sprach mit Vertretern der hiesigen Sparkassen darüber.
In den Medienberichten ging es darum, dass manche Sparkassen Kredite in Paketen an Hedgefonds weiterverkauft haben sollen. Das Ganze hatte angeblich zur Folge, dass Kreditnehmer alles verloren, weil die Käufer der Kreditpakete scharf auf eine Verwertung der Sicherheiten waren. Die Verbraucherzentrale NRW relativiert das: "Häuslebauer werden durch solche Berichte in Panik versetzt", sagt Pressesprecher Georg Tryba. Wer den Kredit regelmäßig bediene, laufe kaum Gefahr, dass gefräßige Finanzjongleure ihm sein Häuschen abspenstig machen könnten. "Uns liegen solche Fälle nicht vor", so Tryba.
Die lippischen Häuslebauer können beruhigt sein: Unisono erklären Vertreter der Sparkassen Blomberg, Lemgo und Detmold, dass ihre Institute bisher noch nie solche Kreditpakete verkauft haben - und es auch für die Zukunft nicht planen.
Allerdings steht in den Musterverträgen des Deutschen Sparkassenverbandes eine Abtretungsklausel, die den Sparkassen theoretisch den Verkauf des Kredites an Dritte erlaubt.
Davon will beispielsweise die Sparkasse Lemgo auch nicht abgehen: "Wenn ich langfristige Kredite ausgebe, dann muss ich Möglichkeiten der Refinanzierung haben", sagt Vorstandsvorsitzender Horst Selbach. Die Kredite könnten beispielsweise als Sicherheiten dienen, wenn die Sparkasse oder einer ihrer Partner Pfandbriefe ausgibt.
In Blomberg wäre die Sparkasse schon bereit, auf die Verkaufsklausel zu verzichten: "Wenn ein Kunde das ausdrücklich wünscht, kann man darüber reden", sagt Sparkassendirektor Knut Winkelmann. Die Klausel von sich aus grundsätzlich zu streichen, hält er für falsch: "Wir wissen ja nicht, was noch auf uns zukommt."
Die Sparkasse Detmold hält es ähnlich: "Unsere Kreditvertragsformulare für private Baufinanzierungen sehen die Möglichkeit eines eventuellen Weiterverkaufs des Kredites vor. Davon haben wir nie Gebrauch gemacht. Wir werden auch in Zukunft von dieser Klausel keinen Gebrauch machen."
Die Verbraucherberatung rät dennoch, eine so genannte Abtretungs-Ausschlussklausel zu verhandeln. "Das kann man sogar nachträglich versuchen", so Tryba. Spätestens aber, wenn die Zinsbindung ablaufe und eine Folgefinanzierung anstehe, sollte der Kunde frühzeitig den Kontakt suchen: Wurde sein Kredit nämlich schon verkauft, könnte er sich dann noch absichern.