LZ vom Samstag, 28.09.02:
Regionalmarketingkonzept wird am 6. Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt
Kreis Lippe (da). Zunächst rund 15 Bäckerei-Betriebe werden in Kürze ihre komplette Produkt-Palette in "Lippe-Qualität" anbieten. Der Käufer kann dann sicher sein, dass das dafür verwendete Getreide von heimischen Bauern nach streng festgelegten Kriterien angebaut und in lippischen Mühlen verarbeitet wurde. Von dieser neuen Art des Regionalmarketing versprechen sich alle Beteiligten nicht nur eine Verbesserung der wirtschaftlichen Wertschöpfung, sondern auch einen deutlichen Imagegewinn für hiesige Erzeugnisse.Verläuft dieses Pilotprojekt erfolgreich, können sich die Initiatoren durchaus eine Ausweitung des Angebots etwa auf Fleischwaren oder Milchprodukte vorstellen, sagte Landrat Friedel Heuwinkel gestern bei einer Pressekonferenz im Kreishaus. Die Koordination aller dieser Bemühungen soll ein neu gegründeter Verein zur Vermarktung lippischer Produkte übernehmen, dem der ehemalige Leiter der Bundesforschungsanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung in Detmold, Dr. Winfried Seibel, vorsteht.
Das jetzt vorliegende Konzept ist das Ergebnis eines seit rund einem Jahr geführten Diskussionsprozesses unter Federführung der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. Als Ergebnis haben sich die teilnehmenden Landwirte verpflichtet, beim Anbau auf Klärschlamm und den Einsatz von Gentechnik zu verzichten und außerdem ihre Felder mit entsprechenden Schildern zu kennzeichnen. Die drei noch verbliebenen Mühlenbetreiber im Kreisgebiet (Voßheide, Lothe, Kalldorf) wiederum zahlen dafür einen Regionalzuschlag von 25 Cent pro Dezitonne und sichern zu, ausschließlich Mehl aus lippischem Anbau an die Bäcker weiterzuleiten soweit dies aufgrund der Ernteergebnisse möglich ist.
Denn eins ist fest ebenfalls fest vereinbart: weder die Qualität der Back- und Brotwaren noch die Wettbewerbsfähigkeit der Handwerksbetriebe soll unter diesem neuen System leiden ganz im Gegenteil. Deshalb, so betonte der Obermeister der Bäcker- und Konditoren-Innung Lippe, August Nagel, seien bei mindestens gleichbleibendem Geschmack auch keine höheren Preise zu erwarten.
Nagel und sein Kollege Mickel Biere rechnen fest damit, dass sich sehr schnell nach dem Start die Zahl der teilnehmenden Bäckereien verdoppeln wird. Insgesamt sind rund 80 Betriebe in Lippe der Innung angeschlossen. "Das ist ein Stück Arbeit für den Mittelstand", ist Nagel überzeugt und fährt fort: "Ich glaube, dass der Verbraucher dies auch honorieren wird."
Publikumswirksam propagiert wird dieses Projekt am Sonntag, 6. Oktober, mit einem "Tag der Regionen" an der Eickernmühle im Lemgoer Ortsteil Voßheide. Laut Geschäftsführer Bernd Nagel-Held wird von 11 bis 17 Uhr nicht nur allerlei Kulinarisches aus lippischer Herstellung angeboten, es findet, übrigens auch bei schlechtem Wetter, ebenfalls ein Unterhaltungsprogramm statt, in dessen Rahmen sich Bauern und Bäcker im Tauziehen messen.
Und dann ist da noch ein besonderer Gag, den es eigentlich gar nicht hätte geben müssen: Stephan Prinz zur Lippe und seine Familie lassen sich in Mehl aufwiegen. Eine solche Aktion hatte der Geschäftsführer der Kreisstelle Lippe der Landwirtschaftskammer, Stefan Berens, für den Fall versprochen, dass es nicht gelingen werde, den Regionalmarketing-Verein bis zum 6. Oktober aus der Taufe zu heben. Berens war dies Wette im Mai beim Zukunftsmarkt "Rio und 10" in Vlotho eingegangen. Gewogen wird dennoch: schließlich geht es um einen wohltätigen Zweck.