LZ vom Donnerstag, 28.06.01:

"Schöpfung nicht patentieren"

Gentechnik-Podiumsdiskussion in Wellentrup

Blomberg-Wellentrup (khk). Gentechnik in der Landwirtschaft: In Wellentrup ein viel diskutiertes Thema, spätestens seit ein Istruper Landwirt ein Stück Land für einen Freilandversuch der Firma Aventis mit gentechnisch verändertem Raps zur Verfügung stellte. Der Versuch wurde bislang nicht durchgeführt, zu einem Diskussionsabend hatte das Aktionsbündnis für GENtechnikfreie Landwirtschaft dennoch erneut eingeladen.

Ein mit Gegnern und Befürwortern besetztes Podium unter der Leitung der Journalistin Christine Etrich diskutierte zum Thema: "Was bringt uns die Gentechnik in der Landwirtschaft?" Wilhelm Glameyer (Aventis) war überzeugt: "Diese Technik wird kommen und das ist positiv." Auch Heinrich Kemper vom Lippischen Landwirtschaftlichen Verein sprach sich für eine "verantwortungsvolle Gentechnik" aus. Für ihn stand der Nutzen für die Landwirte im Vordergrund, die sich im Markt behaupten müssten. Wenn es denn einen Zuchtvorteil durch Gentechnik gebe, was noch nicht erwiesen sei, dann müsse er auch von den Landwirten genutzt werden.

Als strikte Gegner gentechnisch veränderter Lebensmittel zeigte sich Pfarrerin Dr. Gesine von Kloeden (Lippische Landeskirche), die darauf hinwies, dass mögliche Folgeschäden nicht wissenschaftlich widerlegt seien: "Wir haben eine Verantwortung für unsere Umwelt und unsere Nachwelt.". Und zur Patentierung von Genen sagte sie: "Ich glaube, dass wir die Schöpfung nicht patentieren dürfen." Unterstützt wurde sie von Josef Jacobi (Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft): "Gentechnik ist der Einstieg in die agrarindustrielle Produktion. Die Konzerne wollen uns dafür benutzen, dass wir ihren Mist anwenden. Sie wollen Macht und Einfluss und ihr Geld mehren, und da wende ich mich als Bauer dagegen."

Die Fronten waren klar abgesteckt: Hier die Befürworter, die fürs Ausprobieren stimmten und die Ergebnisse abwarten wollten. Dort die Gegner, die vor unkalkulierbaren Risiken warnten. Ein Abbild der Meinungen auf dem Podium gab es auch im Publikum. Wie wichtig die Rolle des Verbrauchers ist, betonten alle Beteiligten. Jacobi: "Wenn die Verbraucher das nicht kaufen, dann wird das nix."