LZ vom 28.03.01:

Der Wert des Mülls

Hohedömsen: Teure Kostendeckung Hauptausschuss entscheidet über Zukunft

Blomberg (sb). Eigentlich war die Schließung der Müllumschlagstelle "Hohedömsen" schon beschlossene Sache. Doch so schnell mochten sich die Blomberger dann doch nicht von ihrem lieb gewordenen Kind trennen. Jetzt kamen die nackten Zahlen für kostendeckende Gebühren auf den Tisch. Umschlagstelle schließen oder weiter betreiben? Einig wurden sich die Mitglieder des Bauausschusses nicht.

Eingeschränkte Öffnungszeiten beispielsweise nur freitags und samstags Kalkulationen für eine Kostendeckung bei unterschiedlicher Auslastung der Umschlagstelle und mit oder ohne Schließung der Bodendeponie: Das Zahlenwerk, das Dieter Uhlemann (Bauamt) den Politikern zusammengestellt hatte, war umfangreich, doch keine große Entscheidungshilfe. Ausschussvorsitzender Woldemar Berghahn brachte die Unwägbarkeiten auf den Punkt: "Es ist schwierig zu sagen, wie viele Bürger die Deponie künftig noch anfahren werden." Denn, so viel ist sicher: Teurer als an den zentralen Annahmestellen in Detmold und Lemgo würde die Müllentsorgung in Blomberg auf jeden Fall. So berechnet die Stadt derzeit 50 Mark für eine Kofferraumladung (etwa einen Kubikmeter) Müll. Künftig, so schätzte Uhlemann, lägen die kostendeckenden Gebühren bei mindestens 70 bis 80 Mark. Die Abfallbeseitigungsgesellschaft Lippe (ABG) verlangt für die selbe Menge lediglich 20 Mark.

Für SPD-Fraktionschef Hans-Jürgen Gaube ein Grund für die Schließung: "Bisher wurde die Deponie angenommen, weil es so günstig war." In die gleiche Kerbe schlug Georg-Wilhelm Glock (FDP): "Angesichts dieser Gebühren lohnt es sich nicht, abzuwarten."

Das sahen Grüne, CDU und FBvB anders. Grünen-Fraktionschef Hans-Ulrich Arnecke plädierte dafür, die Umschlagstelle mit reduzierten Öffnungszeiten bis zum Jahresende offen zu halten und Ende Oktober Bilanz zu ziehen: "Für den Bürger ist die Deponie wichtig. Er ist auch bereit, höhere Gebühren zu zahlen." Zustimmung kam von Dr. Robert Happe (CDU): "Wir sollten nicht so schwarz malen. So unattraktiv sind die Preise auch nicht, wenn man sie mit den Kosten für einen Container vergleicht." Im übrigen müssten Fahrtkosten und Zeitaufwand in die Kalkulation einfließen.

Weil Jürgen Wieneke (FBvB) noch einen Blick in die Bilanz werfen wollte ("wir glauben, dass die Deponie aufgrund eines Großereignisses defizitär geworden ist"), wurde die Entscheidung über die Zukunft "Hohedömsens" an den Hauptausschuss verwiesen.