LZ vom Freitag, 26.08.05:
Gottfried Staubachs Auto fährt meistens mit Strom und manchmal mit Benzin - und muss nur selten zur Zapfsäule
Blomberg. "Und kost' Benzin auch drei Mark zehn, scheißegal, es wird schon gehn . . .", sang NDW-Star Markus in "Ich will Spaß" in den 80ern. Bei einem Spritpreis von knapp 1,30 Euro ist man nicht mehr allzu weit davon weg, und das Tanken macht schon lange keinen Spaß mehr. Gottfried Staubach kann das gelassener sehen als andere Autofahrer. Er sieht seinen Tankwart nur selten – sein Auto fährt meist mit Strom.
Staubach fährt ein so genanntes Hybridauto, einen Toyota Prius. Äußerlich ist dem Japaner seine fortschrittliche Antriebstechnik nicht anzusehen, mit Ausnahme eines Schriftzuges am Heck. Eine normale, unauffällige Mittelklasselimousine mit Stufenheck, in Grün natürlich – Gottfried Staubach ist sachkundiger Bürger der Grünen im Blomberger Rat. Nur eine Stufe im Kofferraum verrät, dass voluminöse Spezialakkus unterm Blech versteckt sind.
Das Wort "hybrid" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie: "von zweierlei Herkunft". Womit der Antrieb des Prius gut charakterisiert wird: Die Energie für den Antrieb kommt vorzugsweise aus den Akkus über einen Elektromotor auf die Räder, der Benzinmotor schaltet sich bei Bedarf zu, um den Wagen mit anzutreiben beziehungsweise die Akkus zu laden.
Ein einfaches Prinzip, mit komplexer Technik umgesetzt. Und das soll wirklich Sprit sparen? "Ich habe die letzten 20 000 Kilometer mit einem Verbrauch von durchschnittlich 4,6 Litern Superbenzin auf 100 Kilometer zurückgelegt", verrät Staubach. Macht knapp 1000 Kilometer mit einer Tankfüllung - dagegen sieht selbst ein sparsamer Diesel blass aus. Auch die Emissionen des Motors sind geringer als die anderer Autos, zudem kommt der Prius mit einem relativ kleinen Motor aus. Während wir zur Probefahrt starten, erläutert Gottfried Staubach die Funktionsweise seines Hybridautos. "In der Stadt und bis etwa 70 Stundenkilometer wird der Wagen bei normaler Beschleunigung elektrisch angetrieben. Wird mehr Leistung benötigt, etwa bergauf, beim Überholen oder bei schnellerer Fahrt, schaltet sich der Verbrennungsmotor zu."
Ob Strom oder Sprit den Wagen antreiben, ist weder zu fühlen noch zu hören - auch die Passanten, an denen wir vorbeifahren, hören nur die Rollgeräusche der Reifen, bestenfalls ein leises Summen. Aber man kann es sehen, denn ein großes Display im Armaturenbrett zeigt anhand einer Grafik an, ob Motor, Akkus oder beide den Wagen antreiben, oder ob beim Bremsen Energie zurückgewonnen und wieder in die Akkus eingespeist wird. Ein anderer Bildschirm zeigt Fahrleistung, Durchschnittsverbrauch und ein Balkendiagramm, aus dem sich ablesen lässt, ob der Fahrer vernünftig oder mit Bleifuß fährt.
Aber für Heizer ist der Prius ohnehin nicht gebaut - dafür sorgen die stufenlose Automatik, die stets über das eigene Fahrverhalten informierende Anzeige, der zuschaltbare Tempomat und die nicht übertriebe Motorisierung mit 72 PS bei 1250 Kilogramm Leergewicht.
Und so fährt Gottfried Staubach sparsam und zufrieden mehr als 20 000 Kilometer jährlich seiner Zeit voraus - noch, denn auch andere Hersteller haben das Thema Hybridantrieb entdeckt. Der Spritpreis dürfte aber noch weiter steigen, bevor es eine nennenswerte Auswahl am Markt gibt. Wer Informationen zum Thema sucht oder sich an einer regionalen Hybrid-AG beteiligen möchte, kann sich an gottfried.staubach@gmx.de wenden. Link: www.priusfreunde.de