LZ vom Samstag, 25.04.09

Die Pflanze verkümmert

Blomberger Grüne stehen mangels Beteiligung vor dem Aus: Kein Nachrücker für die Liste

Blomberg (an). Wenn sich nichts Gravierendes tut, wird Blombergs politische Landschaft demnächst um eine Farbe blasser: Die Grünen stehen vor dem Aus. Die Arbeit ruht auf so wenigen Schultern, dass sie unter der Last zusammenzubrechen drohen. "Sie können sich gar nicht vorstellen, wie bitter das ist", sagt Fraktionschef Ulrich Arnecke.

Als sich die Grünen vor 25 Jahren in Blomberg gründeten, ging mit Christina Wesemann und Ilse Werner eine kampfstarke Truppe an den Start, die bei der Kommunalwahl auf Anhieb 9,58 Prozent holte. Doch einige der "alten Kämpfer" haben der Partei längst den Rücken gekehrt – unter anderem wegen ihrer Haltung zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr.

Es blieb nur noch ein kleiner, harter Kern übrig: Die Hauptarbeit leisten Arnecke selbst und Gottfried Staubach, der noch nicht einmal ein Parteibuch besitzt, aber unter anderem die Homepage betreut. "Wenn wir Fraktionssitzungen abhalten, sind wir meistens nur drei oder vier Leute. Wir schaffen es gerade mal, die Ratsthemen vor- und nachzubereiten – Raum für eigene Initiativen bleibt kaum."

Für die Kommunalwahl würde es den Grünen sogar gelingen, in sämtlichen Wahlbezirken einen Kandidaten zu tellen. "Das Problem ist die Liste: Niemand ist bereit, sich auf Platz drei und vier setzen zu lassen. Aber was ist, wenn einer von uns beiden ausfällt? Dann bräuchten wir einen Nachrücker für den Rat." Arnecke macht sich große Sorgen: "Ich habe beruflich sehr viel zu tun und bin gesundheitlich angeschlagen. Wir brauchen Unterstützung."

Dabei gehe es ihm nicht um seine eigene Person oder den eigenen Machterhalt: "Wir sind die einzige Fraktion, die ein eigenes Büro unterhält und Bürgersprechstunden abhält. Wir haben so viel aufgebaut und ich möchte nicht, dass das den Bach herunter geht." In den Büroräumen an der Neuen Torstraße genießt der Eine-Welt-Laden kostenloses Asyl – er stünde ebenfalls auf dem Spiel.

Er habe alles versucht, um Nachwuchs zu finden: "Es muss doch Leute geben, denen die Grünen in Blomberg nicht egal sind." Und die Anforderungen sind nicht hoch: "Natürlich wäre eine Teilnahme an den Fraktionssitzungen alle zwei Wochen schön, aber uns würde ja schon ein bisschen Unterstützung der praktischen Arbeit helfen."

Dass die Arbeit in einer so kleinen Fraktion nicht unbedingt eitel Freude bringt, gibt Arnecke zu: "Man muss schon Spaß daran haben, die vermeintlich kleinen Dinge zu bewegen." Und warum nimmt er selbst all die Mühe und Last in Kauf? Die Antwort kommt aus der Pistole geschossen: "Weil ich diese Stadt einfach unheimlich schön finde und sie es wert ist, sich dafür zu engagieren."