LZ vom Samstag, 24.07.04:

Auch Alte brauchen eine Zukunft in dieser Stadt

Was ein grüner Stadtentwicklungsexperte über Blomberg sagt

Blomberg (sb). Die Metropolen-Brille musste er schon absetzen, als Dr. Thomas Rommelspacher, Sprecher für Stadtentwicklung und Wohnen der Landes-Grünen, im Frühjahr von seinem Wohnort Essen durch die Provinz fuhr, um Leitbilder für nordrheinwestfälische Kleinstädte zu entwickeln. Unter den 15 Orten war auch Blomberg. Welche mittel- und langfristigen Handlungsempfehlungen der Sozialwissenschaftler für seine Grünen Parteifreunde in der Nelkenstadt erarbeitete, erläuterte er jetzt gegenüber der LZ.

Im März erhob ein Team von Wissenschaftlern erste Daten über und in Blomberg. "Anschließend haben wir einen Tag lang eine große Rundreise durch Blomberg und seine 16 Ortsteile gemacht und danach drei Stunden lang über Maßnahmen diskutiert", erinnert sich Rommelspacher. Seine Motive? "Persönliche Neugier und Hilfe für die Grünen vor Ort."

Das scheint geglückt. Denn obwohl nicht alle Vorstellungen des Landespolitikers aus dem Ruhrgebiet bei den Lokalpolitikern auf Gegenliebe stieß, so ist Fraktionschef Hans-Ulrich Arnecke doch froh, mit dem grünen Leitbild ein grobes Handlungsraster für die Politik der nächsten 15 bis 20 Jahre an der Hand zu haben.

Und wohin soll Blombergs Reise gehen? "Die beiden Oberziele sind, einen lebenswerten Standort für Familien zu schaffen und die Alterung der Gesellschaft ernst zu nehmen", erläuterte Rommelspacher. Konkrete Empfehlungen des Sozialwissenschaftiers: Blomberg sollte sich seine Zentralität erhalten, die Menschen in den Ortsteilen müssten mobil bleiben, die Kinderbetreuungen mit Hilfe der offenen Ganztagsschulen auch in der Sekundarstufe 1 verbessert und Freizeit- und Kulturangebote ausgeweitet werden.

Das alles in Zeiten knapper Kassen? Rommelspacher schlägt "intelligente Vernetzungen" vor. Auf dem Kultursektor sollten Nachbarkommunen kooperieren, in Sachen ÖPNV könnten öffentliche mit privaten Angeboten verbunden werden. Und bei all dem müsste das Ehrenamt einen höheren Stellenwert bekommen: "Bürgerschaftliches Engagement ist vonnöten. Das Altern der Gesellschaft kann nicht allein von der Kommune aufgefangen werden." Und schließlich hätten viele Ältere ja auch Lust und Zeit, sich zu engagieren und ihre Erfahrungen einzubringen.

Arnecke weiß um das Blomberger Potenzial und ist zufrieden mit dem Ergebnis der Erhebung, auf dem er aufbauen will: "Politik ist viel zu kleinschrittig, aber Ziele können nur in Etappen erreicht werden. Und wir brauchen Visionen."