LZ vom Freitag, 23.12.2005:
Blomberger Bauausschuss entscheidet sich gegen die Stimme der Grünen für die Ansiedlung eines Lidl-Marktes
Blomberg (an). "Die Blomberger wollen den Lidl" - davon ist zumindest die Mehrheit der Fraktionen im Rat Blomberg überzeugt. Und so sieht es ganz danach aus, als wenn der Discounter tatsächlich Fuß fassen wird in der Nelkenstadt. Mit einer einzigen Gegenstimme entschied sich der Bauausschuss am Mittwoch für den Entwurf für ein Lidl-Gebäude auf dem ehemaligen Busparkplatz an der B 1.
Den Politikern hatte viel daran gelegen, den Platz vor der Schießhalle möglichst attraktiv zu nutzen und den Blick auf das Haus aus den 20er Jahren, wie es der Heimatverein gewünscht hatte, freizuhalten.
Wie berichtet, hatte Lidl reagiert und statt der zunächst präsentierten 08/15-Lösung ein architektonisch interessanteres Gebäude vorgeschlagen, das auf dem Platz in den Hintergrund rückt und die Sichtachse freigibt. "Wenn man berücksichtigt, dass es ein Zweckbau ist, fügt es sich gut ins städtebauliche Konzept ein", betonte Ratsherr Stephan Sauer (SPD). "Und wir haben die Gewissheit, dass es hier von allen Entwürfen die größte rechtliche Planungssicherheit gibt."
Sicherheit ist auch für die Freien Bürger von Blomberg ein entscheidender Faktor, wie Fraktionschef Günter Simon betonte: "Bei dem alternativen Entwurf (der eine lange Ladenkette entlang der B1 vorsieht, Anmerkung der Redaktion) wäre der Hinterhof überhaupt nicht mehr einsehbar. Wir haben jetzt schon Beschwerden der Anwohner darüber, dass es auf dem Platz Randale gibt, und wir wollen auf Nummer sicher gehen."
Hans-Ulrich Arnecke (Grüne) brach dagegen erneut eine Lanze für den zweiten Entwurf, der neben einem Discounter auch noch einen Textil- oder Schuhfachmarkt vorsähe. "Ein zusätzlicher Fachmarkt würde mehr Attraktivität nach Blomberg bringen", sagte er. Aber das zählt für die Grünen nicht allein: "Wir haben hier die einmalige Möglichkeit, dass wir den Betreiber mitbestimmen könnten. Es ist bestimmt niemand glücklich damit, dass wir in der Blomberger Innenstadt drei Drogeriemärkte haben. Auf kurz oder lang wird einer das nicht überleben."
Die Grünen wollen sich mit einem Betreiber Lidl nicht anfreunden. Es gäbe wiederholt Meldungen darüber, das Lidl nach Eröffnung einfach die Verkaufsfläche zu Lasten der der Lagerfläche vergrößert habe. Darüberhinaus sei der Discounter extrem preisaggressiv. "Da werden Milchprodukte sogar unter dem Einstandspreis verkauft, und zwar auf Kosten der Landwirte."
Das Gebaren des Konzerns als Arbeitgeber sei überdies ebenfalls kritikwürdig: "Da werden Gewerkschaftsmitglieder aus den Betrieben herausgescheucht." Lidl stelle bevorzugt allein erziehende Mütter ein, weil die besonders abhängig von ihrem Arbeitgeber seien.
Argumente, die den Ausschussvorsitzenden Jörg Kleinsorge (CDU) nicht überzeugen: "Wir halten die Firma für ein zuverlässiges Wirtschaftsunternehmen." Das bauliche Konzept sei das bessere, und im übrigen "fehlt uns der Glaube, dass bei dem anderen Konzept die kleinen Läden belegt werden könnten", sagte er. Im übrigen seien ihm 30 schlecht bezahlte Arbeitsplätze lieber als gar keine.
Auch Simon mochte sich der Kritik der Grünen nicht öffnen: "Es geht hier nicht darum, Ideologien zu verbreiten", betonte er. Helmut Schröder (SPD) führte noch ein Argument ins Feld: "Wenn ich das Volk am Ohr habe, dann weiß ich: Die Blomberger wollen den Lidl." Wenn er nicht gebaut werde, würden die Leute eben nach Steinheim oder Horn fahren.
Bürgermeister Klaus Geise war sehr zufrieden, dass sich die Ausschussmehrheit schließlich für Lidl entschied. Abgesehen davon, dass er die Planung aus städtebaulicher Sicht für die beste halte, weil hier auch der südliche Bereich frei gehalten werde, sei dieses Projekt am schnellsten von allen Varianten realisierbar: "Hier haben wir es nicht mit einem Wolkenkuckucksheim zu tun." Ein Konzept mit mehreren kleineren Läden halte er für die Innenstadt für zu gefährlich.
Am Rande stimmte der Ausschuss außer Hans-Ulrich Arnecke geschlossen für die Lidl-Planung.