LZ vom Freitag, 23.02.2007
Diskussionsforum zur Grünen Gentechnik
Detmold (aga). Das Gebaren des multinationalen Konzerns Monsanto in Kanada sorgte für beklemmende Stimmung im Tagungsraum des Gilde-Zentrums. Der Film "Gefährliche Saat - Von Genen, Gott und Geld" zeigte unter anderem, mit welchen Mitteln dieses Unternehmen seine gentechnisch veränderten Saatprodukte in Nordamerika verbreitet.
Der Verein "Lippequalität" und die Landeskirche hatten zu einem Informationsabend über die Auswirkungen der Grünen Gentechnik eingeladen. Nach der Begrüßung durch Hans Pohl zeigte der Film, wie der Konzern seine Patentrechte juristisch durchsetzt, selbst gegen Landwirte, deren ursprünglich nicht gentechnisch veränderte Aussaat durch Auskreuzung mit verändertem Material von Nachbarfeldern kontaminiert worden war.
Anschließend referierte Maria Kleingräber, Diözesanreferentin der katholischen Landfrauenbewegung Münster, über die biologischen Grundlagen der Gentechnik. Danach stellte sie die angeblichen Vorteile dieser Technik für die Landwirtschaft in Frage. Unter anderem bestehe wegen des hohen Risikos der Auskreuzung eine Gefahr für gentechnikfrei wirtschaftende Bauern. Diese Technik fördere vor allem aber auch den Konzentrationsprozess in der Landwirtschaft.
Dem "Mythos" der Beseitigung des Hungers in der Welt widersprach sie ganz eindeutig. Die Produkte trügen bisher nichts zur Problemlösung in den betroffenen Regionen bei. Ein Technologietransfer werde durch Patente und Lizenzgebühren sogar verhindert.
Gegen die Schärfe in der Diskussion um dieses Thema sprach sich Friedrich Wilhelm Borgstedt von der Milser Mühle in Bielefeld aus. "Das wird zu keinem Ergebnis führen." Sein Betrieb verarbeite keine gentechnisch veränderten Produkte. Schon bei der Lagerung und erst recht bei der Produktion sei das Risiko der Kontamination von gentechnikfreien Rohstoffen so groß, dass es sich auch wirtschaftlich kaum rentiere, zwei Systeme parallel laufen zu lassen. "Außerdem akzeptiert die Mehrheit der Verbraucher genveränderte Produkte nicht."
Dr. Götz Kröner, Geschäftsführer und Eigentümer der Firma Kröner-Stärke in Ibbenbüren, bezweifelte unter anderem den Nutzen von gentechnisch veränderten landwirtschaftlichen Produkten. Darüber hinaus sprach er sich vehement gegen so genannte Freilandversuche aus. In diesem offenen System sei die mögliche Verbreitung über das Versuchsfeld hinaus überhaupt nicht zu kontrollieren.
In der Mehrzahl deutlich zu negativ eingefärbt empfand Dr. Wilhelm Graf von der Schulenburg, Ehrenvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter (BDP), die Art der Vorträge. Der Mitinhaber des mittelständischen Pflanzenzuchtunternehmens W. von Borries-Eckendorf GmbH & Co. KG erklärte aus dem Forum heraus, dass in seinem Unternehmen keine gentechnisch veränderten Produkte hergestellt würden. Dem von Dr. Kröner genannten Argument, ein Nutzen gentechnisch veränderten Saatguts für die Landwirtschaft sei noch nicht erwiesen, hielt er entgegen: "Es ist sehr wohl möglich, dass dieses in der Zukunft nutzbringend ist."
Kritisch merkte Eduard Stockebrand vom Lippischen Landwirtschaftlichen Hauptverein, an, dass zu dem Vortragsabend niemand aus Reihen der lippischen Landwirte als Referent eingeladen worden sei. "Deshalb möchte ich jetzt hier sagen, dass von meinen Kollegen keiner gentechnisch verändertes Saatgut in die Erde bringen wird", betonte er.