LZ vom Donnerstag, 22.11.07

Lebensqualität - heute und morgen

Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept für fünf Kommunen in Südlippe: Erste Projekte starten

Horn-Bad Meinberg/Belle (sb). "Wenn es irgendwann einmal eine Großgemeindenbildung geben sollte, würde sicher hier in Belle das Rathaus stehen", scherzte Horn-Bad Meinbergs Bürgermeister Eberhard Block. In Belle, dem Mittelpunkt Südlippes, fand Dienstagabend die ILEK- Ergebnispräsentation der fünf beteiligten Kommunen Horn-Bad Meinberg, Schlangen, Blomberg, Schieder-Schwalenberg und Lügde statt.

Der Weg ist das Ziel: Ein aus ILEK entwickeltes Projekt ist der Natur- und Skulpturenpfad, der durch alle fünf beteiligten Kommunen führen soll. Zu einer neuerlichen Gebietsreform wird es wohl so schnell nicht kommen, dennoch ist es Ziel der fünf Partnerkommunen, ihre Region Südlippe für die Zukunft gemeinsam gut aufzustellen. Dafür steht auch ILEK - das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept. Seit Mitte April haben Vertreter aus Vereinen, Verbänden, Verwaltungen, Wirtschaft und Politik in Arbeitsgruppen daran mitgewirkt, das Konzept auf die Region zuzuschneidern. Was dabei herausgekommen ist, stellten die beiden Moderatoren, Astrid Eblenkamp vom Regionalentwicklungsbüro KoRiS aus Hannover und Georg Seibert vom Landschaftsarchitekturbüro von Luckwald aus Hameln, vor rund 100 Zuhörern in der Beller Schützenhalle vor.

Gut erhaltene historische Ortskerne, kulturelle Besonderheiten, eine abwechslungsreiche Kultur- und Naturlandschaft und Erfahrung im Bereich Tourismus - das sind die Pfunde, mit denen Südlippe laut Seibert wuchern kann. Wie aber lässt sich die (noch) recht gute Lebensqualität sichern und weiter entwickeln? Darüber machten sich die ILEK-Teilnehmer mehr als ein halbes Jahr lang Gedanken. Denn Südlippe hat ähnliche Probleme wie vergleichbare ländliche Regionen: Der demographische Wandel führt zu einer geringeren wirtschaftlichen Dynamik, einer "Landflucht", und dem Abbau vorhandener Infrastrukturen.

Die sechs Entwicklungsschwerpunkte, die die Arbeitsgruppen herausgefiltert haben, stellte Astrid Eblenkamp vor: Landschaftliche Vielfalt, Stadt- und Ortskerne, Land- und Forstwirtschaft, Kultur und Tourismus, Lebensqualität sowie Gesundheit und Wellness sind die Bereiche, in denen auch nach Abschluss von ILEK Projekte entwickelt werden sollen. Denn eigentlich geht die Arbeit für die Menschen vor Ort erst jetzt richtig los. 18 Ziele gilt es zu erreichen, von denen Eblenkamp nur einige nannte: Die wohnortnahe Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs beispielsweise, oder die Entwicklung alternativer Einnahmequellen in der Landwirtschaft und ein verbessertes Marketing für die Region.

Daraus wiederum entwickelten die Teilnehmer neun Leitprojekte für die Region, die es nun mit Leben zu füllen gilt. Darunter sind eine Initiative zum Gebäudemanagement, Regionale Wertschöpfung, Tourismusmarketing und ein Projekt zu alten Handwerkshäusern, zu dem es erste Überlegungen aus Schwalenberg gibt. "Weitere Leitprojekte können bis 2013 dazustoßen", betonte Eblenkamp den offenen Prozess. Das in den Überlegungen weit voran geschrittene Projekt "Naturerlebnisweg Lippe" stellte Dr. Ute Röder, Leiterin der Biologischen Station Lippe, vor.

Projekt Naturerlebnisweg Lippe

Der sanfte Tourismus nimmt zu und Wandern ist ein Megatrend", unterstrich Dr. Ute Röder. Die Biologische Station könnte zusammen mit der Stadt Schieder-Schwalenberg die Trägerschaft des Projektes übernehmen. In zwei bis drei Jahren könnte ein Natur- und Skulpturenpfad entstehen, der entlang der wichtigsten Punkte aller fünf ILEK-Gemeinden führt. Schilder müssen an markanten Naturpunkten aufgestellt werden, per Faltblatt oder GPS gibts weitere Infos. Zudem müssten Künstler für die Skulpturen ausgewählt und Sponsoren gefunden werden. Wichtig sei die Einbindung des Öffentlichen Personennahverkehrs und der Gastronomie, die besondere Umwelt- und Qualitätsstandards erfüllen müsste. Umweltbewusst und unbeschwert Urlaub in Südlippe machen - das sei der ganzheitliche Ansatz für einen umweltverträglichen Natur- und Kulturgenuss. (sb)

Luftholen

KOMMENTAR – Von Silke Buhrmester

Der (demographische) Wandel ist in Südlippe längst zu spüren. Nur drei Beispiele: Eine Lügder Dorfgrundschule muss aus Schülermangel schließen, in Schlangen gibts eine Schul-Ehe, ein Landarzt in Elbrinxen schließt seine Praxis. ILEK kommt gerade noch rechtzeitig, um den Landgemeinden Platz zum Atmen zu verschaffen. Die Ziele und Projekte klingen gut. Noch besser, dass die fünf Partnerkommunen dahinter stehen - zumindest solange es eine Win-Win-Situation gibt. Aber: In Bereichen wie Tourismus und Umweltbildung ist diese leicht herzustellen. Bewähren muss sich die Partnerschaft auch, wenn das Streben nach Synergieeffekten vermeintliche Verlierer zurück lässt. Dieser Tag wird unwillkürlich kommen, denn die Luft auf dem Land mag noch so sauber sein - sie wird zwangsläufig dünner.