LZ vom Freitag, 21.07.00:

Marpewind sorgt für sanften Strom

Erstes Blomberger Bürgerwindrad steht

Blomberg-Großenmarpe (sb). Wenn der Wind auffrischt auf dem Köllerberg, wachsen Bauleiter Herbert Schulz graue Haare. Denn was für die Jakobs 48/750 "lebensnotwendig" ist und bei den "Marpewindern" die Kasse klingeln lässt, sieht Schulz gar nicht gerne: Windböen machen ihm und seinem zehnköpfigen Team die Arbeit schwer.

Trotz 24-stündiger Verspätung ­ der Schwertransport war zwischen Finsterwalde und Lippe hängen geblieben ­ ging gestern dennoch alles glatt: Mit Hilfe eines 150-Tonnen- und eines 500-Tonnen-Krans setzten die Mitarbeiter des Husumer Unternehmens die Elemente der ersten Blomberger Windkraftanlage in millimetergenauer Arbeit zusammen: Die drei 27 und 24 Meter langen Turmelemente, die Gondel, und die Rotorblätter nebst Nabe. Letztere waren bereits am Dienstag aus Dänemark angeliefert worden.

Gut acht Stunden dauerte die Aktion auf dem Acker des Großenmärpers Reinhold Möller. Viele Schaulustige zog das ungewöhnliche Spektakel an. Und dann stand das erste Bürgerwindrad Blombergs. Zur Freude von Ralf Oberschäfer, der in den letzten fünf Jahren viel Energie und Enthusiasmus in das Projekt gesteckt hatte. Gemeinsam mit anderen Bürgern aus der Region engagiert er sich in der Beteiligungsgesellschaft "Windstrom Marpewind GmbH & Co KG".

1,3 Millionen Kilowattstunden Strom soll der "Spa[r]gel" im Jahr erzeugen, haben die Gesellschafter Richard Götte und Hubert Klaholz aus Brilon, ausgerechnet. Bei einer Gesamtinvestition von 1,7 Millionen Mark. Daneben werden laut Oberschäfer zwei Mobilfunk-Anbieter [die] Windanlage nutzen. Nach den Sommerferien wird das Projekt der Öffentlichkeit präsentiert.

Was für die Bürger ein Großereignis war, ist für das norddeutsche Montage-Team übrigens Tagesgeschäft: Pro Woche mindestens ein Windrad stellen die Männer auf dem ganzen Globus auf. Dabei richten sie ihre Arbeitszeit manchmal auch nach den Gezeiten: "An der Küste fangen wir schon mal um 5 Uhr an, damit wir bei Ebbe und damit weniger Wind arbeiten können", erklärt Schulz. Im Lipperland konnten das Team ausschlafen: Das Meer ist weit genug entfernt.


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