LZ v. Dienstag, 19.12.2006

Sorge um die freie Landschaft

Heimatbund fordert: auf neue Gewerbe- und Wohngebiete verzichten

Detmold (te). Der Lippische Heimatbund warnt vor weiterem Flächenverbrauch in Lippe. Er fordert die Kommunen auf, auf die Ausweisung neuer Gewerbe- und Wohngebiete zu verzichten und stattdessen bestehende Flächen besser zu nutzen.

In der Bundesrepublik verschwinde statistisch jeden Tag eine Fläche von 100 Hektar unter Asphalt oder Bebauung, sagte Heimatbund-Vorsitzender Friedrich Brakemeier gestern. Das sei bedrohlich, urteilte Friedrich-Wilhelm Schröder, der Leiter der Fachstelle Umweltschutz und Landschaftspflege. "Es ist absehbar, wann die Flächen verbraucht sind. Die Menschen müssen daher sensibler werden. Grund und Boden sind wertvolle Güter für unsere Kinder. Die wollen doch auch noch Bäume sehen und nicht nur Fabriken."

Um Alternativen aufzuzeigen, hat Schröders Fachstelle gemeinsam mit der Fachstelle Heimat, Arbeit, Wirtschaft von Professor Dr. Paul Harff ein Positionspapier entwickelt. Darin fordert die Organisation, den Wettbewerb zwischen den lippischen Kommunen um Industrieansiedlungen über die Bodenpreise aufzugeben. Statt neue Industriegebiete auszuweisen, sollten vorhandene durch Anreize für mehrgeschossige Bauweise besser genutzt und Industriebrachen wieder reaktiviert werden. Dabei rege man die Zusammenarbeit mehrerer Kommunen an, sagte Harff.

Neuer Straßenbau ist nach Ansicht des Lippischen Heimatbundes nur noch zu tolerieren, wenn es um eine bessere Anbindung Lippes an überörtliche Verkehrsnetze gehe. Harff: "Ja, wir brauchen Anbindungen nach außen. Aber bitte keinen weiteren Flächenverbrauch für innerlippische Verkehrswege, in dem zum Beispiel viel Geld für die Verbreiterung einer Kreisstraße ausgegeben wird." Neubaugebiete für Eigenheime an den Ortsrändern dürften von den Kommunen nach Ansicht des Heimatbundes überhaupt nicht mehr ausgewiesen werden. Stattdessen müssten vorhandene Bausubstanz in den Ortskernen und Baulücken genutzt werden. Die Städte und Gemeinden sollten das für Neuplanung von Baugebieten notwendige Geld daher eher in die Förderung solcher Neunutzungen stecken, forderte Harff.

Ihm sei bewusst, dass insbesondere die Forderung, keine neuen Gewerbegebiete auszuweisen, für die Kommunen in der Konkurrenz zu anderen Standorten schwierig sei. Schlimm sei aber insbesondere der innerlippische Wettbewerb. "Wie sinnvoll ist das?", fragte Harff und regte an, neue Möglichkeiten der Kooperation bei der Reaktivierung bisheriger Gewerbegebiete zu suchen. Für die Verteilung der Investitionen und Gewerbesteuereinnahmen Seite seien seiner Ansicht nach Lösungen zu finden.

Denn insbesondere neue, heute gern interkommunal geplante Gewerbegebiete steigern nach Schröders Ansicht den Flächenverbrauch dramatisch und seien dabei unnötig, solange es noch freien Gewerbegrund gebe. Er spielte auf Planungen zwischen Belle und Wöbbel sowie bei Leopoldshöhe/Bad Salzuflen an.

Insbesondere das Ziel, Leerstände in den Ortszentren für Wohnzwecke neu zu nutzen, ist für Friedrich Brakemeier der richtige Weg, um die Zukunft der Dörfer in eine gute Bahn zu lenken. "Darin besteht die Chance, das Leben in den Dörfern zu stärken", sagte er. Der Appell des Heimatbundes ist nach Angaben Harffs an alle Räte und den Kreistag gegangen. Mit der Bitte, über das Ergebnis der Beratungen zu berichten. "Wir werden nachfragen."