LZ v. Mittwoch, 19.04.2006:
INTERVIEW mit BVB-Geschäftsführer Peter Begemann zur Kritik der Grünen
Blomberg. Peter Begemann kennt die Blomberger Versorgungsbetriebe wie seine Westentasche. Er hat hier als Auszubildender angefangen und sich zum Geschäftsführer hochgearbeitet. Seit 20 Jahren führen die BVB Aufsichtsratsfahrten durch. LZ-Redakteurin Marianne Schwarzer sprach mit ihm darüber.
Herr Begemann, die Blomberger Grünen sind sauer. Können Sie verstehen, dass sie anhand des Programms die Fahrt nach Hamburg doch eher in der Kategorie Vergnügen verbuchen?
Begemann: Ich kann verstehen, dass jemand, der außen steht, zunächst zu diesem Schluss kommt. Aber die Grünen berücksichtigen dabei nicht, dass die Fahrten auch dazu dienten, miteinander ins Gespräch über die Energieversorgung und die anstehenden Aufgaben zu kommen. Auch der Erfahrungsaustausch mit den Geschäftspartnern ist hier von großer Bedeutung. Solche Gespräche stehen eben nicht auf der Tagesordnung, obwohl es sie gegeben hat.
Aber tieferer Hintergrund der Kritik der Blomberger Grünen ist ja ein anderer: Sie vermuten, dass auf solchen Fahrten Grundsteine für die nächsten Verträge mit RWE oder E.ON Westfalen-Weser gelegt wurden. Was sagen Sie dazu?
Begemann: Das ist vollkommen abwegig. Aufgrund unserer Unternehmensgröße ist eine gut funktionierende Zusammenarbeit sehr wichtig. Das erkennt man auch daran. dass wir einen Betriebsführungs- und Partnerschaftsvertrag abgeschlossen haben. Wir haben, wie es früher üblich war, mit beiden Versorgern auch bezüglich der Energiebeschaffung immer langfristige Verträge gemacht. Der eine stammt sogar aus dem Jahr 1978. Also aus einer Zeit, lange bevor der Aufsichtsrat solche Fahrten überhaupt unternommen hat. Diesen Vertrag haben wir 1997 verlängert, als die Grünen selbst im Aufsichtsrat gesessen haben.
Sind Sie eigentlich auf Gedeih und Verderb an die beiden Versorger RWE und E.ON gebunden?
Begemann: Ganz und gar nicht. Wie bereits erwähnt, haben die Blomberger Versorgungsbetriebe in unterschiedlichen Bereichen wie Betriebsführung, Produktvermarktung und anderen Dienstleistungen Geschäftsbeziehungen zu E.ON und RWE. Davon zu trennen ist ganz klar die Energiebeschaffung. Wir haben in den letzten Jahren auch schon einmal Strom bei einem anderen Anbieter gekauft, weil der eben die besseren Konditionen angeboten hat. In der Gassparte wird dies ebenfalls bald möglich sein. Und nur darauf kann und muss ich doch als Geschäftsführer eines solchen Unternehmens achten.
Sie haben woanders Strom gekauft? Das ist überraschend, man könnte ja auch meinen, dass Sie aufgrund der guten Nachbarschaft zu E.ON - die sitzen immerhin mit Ihnen in einem Haus - auch eher auf diesen Partner zurückgreifen.
Begemann: E.ON beziehungsweise früher Wesertal ist schon sehr lange unser Partner in Sachen Technik, und darüber sind wir sehr froh. Aber letzten Endes geht es darum, unserem Verbraucher die günstigsten Bedingungen zu bieten - und da spielt nun mal der Preis eine große Rolle.
Wenn ich Sie richtig verstanden habe, halten Sie die Aufsichtsratsfahrten nach wie vor für richtig, und dieser Meinung scheinen ja auch die meisten der ehemaligen und aktuellen Aufsichtsratsmitglieder zu sein. Warum glauben Sie, ist dieses Thema dennoch so heikel?
Begemann: Die gegenwärtige Energiediskussion trägt sicherlich mit dazu bei. Die Leute sind verständlicherweise verärgert über die hohen Energiekosten, die aber nicht von uns zu verantworten sind. Und bei einem öffentlichen Unternehmen wird einfach ein strengerer Maßstab angelegt als bei einem privaten.