LZ vom Mittwoch, 17.01.01:
Diskussionsabend zum Thema "Gentechnik in der Landwirtschaft"
Blomberg-Wellentrup (khk). Gentechnik in der Landwirtschaft ein Thema, das in Blomberg einen aktuellen Bezug hat. Das "Aktionsbündnis für gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittel Blomberg" hatte zu Vortrag und Diskussion ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen.
"Nach wie vor beabsichtigt die Firma Aventis in Zusammenarbeit mit einem Blomberger Landwirt einen Freisetzungsversuch von transgenem Winterraps-Hybriden auf einer Fläche in Istrup durchzuführen", stand in der Einladung. Dass das in Istrup und Umgebung ein brisantes Thema ist, machten die etwa 80 Besucher schon durch ihre Anwesenheit deutlich.
Informationen sollten im Vordergrund stehen. Hans-Ulrich Arnecke vom Aktionsbündnis stellte als Referentin Dr. Gudrun Kordecki vom Umweltreferat im Institut für Kirche und Gesellschaft der evangelischen Kirche von Westfalen vor. Sie referierte über ethische Fragen im Zusammenhang mit der Gentechnik, berichtete über Freisetzungsversuche von gentechnisch veränderten Soja-, Mais- und Raps-Pflanzen in den USA und Kanada, um dann auf die Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion einzugehen.
Kordecki vertrat die Meinung, dass die Auswirkungen von Freilandversuchen mit genverändertem Saatgut auf unser Ökosystem und auf unsere Lebensmittel noch nicht genug erforscht seien, und Versuche dieser Art daher besser nicht genehmigt werden sollten. Die Freilandversuche in Kanada hätten gezeigt, dass die Ergebnisse (größerer Ertrag, geringerer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln) nicht beeindruckten; die Risiken seien dagegen noch unbekannt.
Dies war eine Position, die sich viele der Anwesenden zu eigen machten, aber auch die Gegenposition wurde vertreten. Einige Diskussionsteilnehmer, unter ihnen auch ein Vertreter der Firma Aventis, wiesen daraufhin, dass die Europäische Kommission Freilandversuche genehmigt habe und eine "Inverkehrsbringungsgenehmigung" des Bundessortenamtes vorliege.
Die Gentechnik biete große Chancen für die Lösung der Welternährungsfrage und für eine bessere Qualität unserer Lebensmittel, war der Tenor dieser Argumentation. Beschlossene Gesetze müssten für alle gelten, damit Rechtssicherheit für die auf diesem Gebiet arbeitenden Firmen gegeben sei.
Der Bezug zum BSE-Skandal, den viele der Anwesenden aber nicht nachvollziehen konnten, wurde von einem Bio-Landwirt hergestellt: "BSE ist deshalb ein Thema, weil viele Landwirte die Ernährung ihrer Tiere durch die Verfütterung von Kraftfutter aus der Hand gegeben und Firmen anvertraut haben, die lediglich an der Erzielung guter Renditen interessiert sind." Das gleiche Ergebnis könne eines Tages auch bei gentechnisch veränderten Lebensmitteln herauskommen.
Es war eine kontroverse Diskussion, die aber durchaus sachlich geführt wurde, und in der die Position des Aktionsbündnisses überwog.
Der Bogen zu den Blomberger Ereignissen im vergangenen Jahr wurde ebenfalls geschlagen. "Die betroffene Blomberger Landwirtsfamilie ist drangsaliert worden", sagte der Aventis-Vertreter und bekam Unterstützung aus dem Publikum: "Früher sagte man Pranger dazu". Das mochte der Vertreter des Aktionsbündnisses nicht so stehen lassen, er entschuldigte sich jedoch für persönliche Angriffe.
Der Dialog, der an diesem Abend geführt wurde,
brachte keine gemeinsame Haltung zutage, zumal keine Seite eindeutige wissenschaftliche
Ergebnisse vorlegen konnte. Viele Fragen bieten daher genug Konfliktstoff für
die Zukunft.