LZ vom Samstag, 15.02.03:

Rüsseltiere contra Rennwagen

Im Plangebiet des Westfalenrings entstehen Schweinemastställe

Schieder-Schwalenberg/Steinheim (an). Grunzen statt Motorenlärm, Gülleduft statt Autoabgase wird das Gelände unterhalb des Stoppelbergs statt zur Teststrecke für PS-starke Boliden zum Dorado für Schweine? Es sieht ganz danach aus. Denn derzeit entstehen an zwei Stellen im Plangebiet des Westfalenrings vor den Toren Schieder-Schwalenbergs Mastställe für insgesamt rund 2000 Schweine. Damit ist für die Initiative Pro Stoppelberg sonnenklar: Das Westfalenringprojekt ist gestorben.

Am Freitag luden die Vertreter der Initiative zum Pressegespräch auf den Stoppelberg ein. Von dort hat man eine wunderbare Aussicht und sieht mit einem Blick: Wo jetzt Bagger die Grundlage für einen neuen Maststall schaffen, hatte die Westfalenring AG andere Pläne. "Damit das klar ist: Wir haben nichts gegen die Schweinemast. Die Schweine sind uns allemal lieber als die Rennwagen. Aber wir wollen jetzt endlich Klarheit, wir wollen, dass die Stadt Steinheim das Projekt als gescheitert erklärt", fordert Schriftführer Michael Mylius.

Seit 2001 schwebe das Damoklesschwert eines großen Freizeit- und Technologieparkes über den Anwohnern des Plangebietes. Doch seit Beginn letzten Jahres rühre sich die Westfalenring AG nicht mehr.

Das kann Bauamtsleiter Lothar Runte aus Sicht der Stadt bestätigen: "Uns liegen keine neuen Erkenntnisse vor, wir wissen auch nichts Neues. Wir wissen auch nicht, wie weit die Gutachten gediehen sind." Der Versuch, einen Zwischenstand zu erfragen, sei gescheitert, so Runte. Die Pläne der Westfalenring AG hätten keinerlei rechtliche Verbindlichkeit, daher habe der Bauanfrage der Schweinezüchter nichts im Wege gestanden. Im übrigen stünden die Schweineställe ja auch nur in der Peripherie des Plangebietes.

Allerdings hat die Westfalenring AG von alledem überhaupt nichts mitbekommen. "Ein Bekannter von mir hat die Nachricht im Radio Hochstift gehört", erklärte Sprecher Andreas Hennig gestern der LZ. "Wir haben nicht gewusst, dass dort gebaut werden soll. Da hätte die Stadt uns ja auch mal informieren können, immerhin kosten solche Gutachten auch eine Menge Geld." Jetzt müsse er selbst erst einmal recherchieren, darum könne er noch nicht sagen, ob die Schweine den Rennwagen tatsächlich im Wege stehen.

Apropos Gutachten: Die Westfalenring AG habe das Umweltverträglichkeitsgutachten, das über vier Vegetationsperioden laufen muss, etwa vor einem halben Jahr in Auftrag gegeben, so Hennig. "Gutachter ist das Planungsbüro Drecker" jenes Planungsbüro, das mit der gesamten Konzeption des Westfalenrings beauftragt ist. Mit einer Vorlage des Gutachtens ist nicht vor Anfang nächsten Jahres zu rechnen. Dass ein Gutachter hier sein eigenes Projekt begutachte, sei auch bei der Bezirksregierung angesprochen worden, meint dazu Bauamtsleiter Runte. "Aber das hat man in Detmold nicht als Problem erachtet, weil so ein Gutachten noch einmal von der Behörde überprüft wird." Mit den Ergebnissen der LZ-Recherchen konfrontiert, zeigte sich Michael Mylius gestern erfreut: "Jetzt wissen wir wenigstens etwas mehr. Wir werden wieder von uns hören lassen."