LZ vom Freitag, 14.12.01:
Informationsveranstaltung zum Thema Mobilfunkstrahlen in Brakelsiek
Schieder-Schwalenberg/Brakelsiek (an). Rechtlos, machtlos, hilflos: So steht der Bürger der Bestrahlung durch Mobilfunksender gegenüber, meint Baubiologe Joachim Gertenbach aus Wuppertal. Die Interessengemeinschaft "Gegen Mobilfunktürme in Wohnnähe" hatte ihn zu einer Infoveranstaltung ins Gemeindehaus Brakelsiek eingeladen.Nach der Rechtslage gäbe es nur eine einzige Möglichkeit, einen Mobilfunksender zu verhindern: "Aus Denkmalschutzgründen", berichtete der Experte. Damit liegt er richtig, wie die aktuelle Rechtsprechung zeigt (siehe auch unseren Bericht auf der Kreisseite). Die meisten Mobilfunkanlagen halten die gesetzlich vorgegebenen Strahlungswerte ein. Aber die sind aus Sicht der Kritiker viel zu hoch angelegt. Das Problem: "Wir können nicht direkt beweisen, dass es gesundheitsschädlich ist, aber wir können sagen: Im Körper passiert sehr viel." Man könne die Grenzwerte locker heruntersetzen, ohne die Funktionalität zu beeinträchtigen. Es gehe nicht darum, Mobilfunk abzuschaffen, sondern ihn verträglich zu gestalten mit vernünftigem Abstand zu Wohngebieten, fordert Gertenbach. Im hessischen Wallup seien bei direkten Anwohnern eines Sendemasten Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Herzrasen und Schwindel aufgetreten. Die Gemeinde habe sich dann erfolgreich für eine Versetzung eingesetzt. "Seitdem sind die Beschwerden weg." Gertenbach hat in Brakelsiek die Strahlenwerte des neuen Vodaphone-Masten überprüft und beruhigt die Bewohner: "Sie sind mit einem blauen Auge davongekommen." Die Werte seien tolerabel, in manchen Häusern seien die Strahlen sogar fast nicht mehr messbar. "Es darf nur nicht mehr dazukommen." Hier setzt die Strategie der Brakelsieker Interessengemeinschaft an: "Wir könnten zum Beispiel die Landbesitzer ansprechen, damit sie kein Land für weitere Sendemasten zur Verfügung stellen", so lautete ein Vorschlag aus dem Publikum. Gertenbach hatte auch Tipps auf Lager: "Sie haben als Verbraucher eine wahnsinnige Macht", meinte er, "Sie könnten ja auch Ihre Handys zurückgeben und welche mit niedriger Strahlung kaufen."
"Die Kommune hat aber rechtlich wenig Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen", meinte Bürgermeister Gert Klaus. Die kommunalen Spitzenverbände hätten mit den Mobilfunkbetreibern eine Vereinbarung getroffen, dass die Kommunen möglichst früh über Aufstellungspläne informiert werden sollen, um über alternative Standorte für die Sendemasten zu beraten. "Das Ganze ist aber freiwillig, zwingen können wir niemanden."
Was übrigens den Mobilfunkturm in Brakelsiek angeht, so ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der Kreis hatte eine Baugenehmigung mit der Auflage erteilt, dass Vodaphone Messungen zum Nachweis der Einhaltung von Strahlungsgrenzwerten durchführt. Vodaphone hat dagegen Einspruch erhoben. Jetzt wird diese Auflage gerichtlich überprüft. Näher wollte sich der zuständige Vodaphone-Mitarbeiter gegenüber der LZ nicht dazu äußern.