LZ vom Samstag, 09.02.02:
Heimatverein Blomberg kritisiert geplanten Kapellen-Anbau an der Burg
Grüne wollen Unterschriftenaktion
In einem Schreiben an die Stadtväter spricht sich Vereinsvorsitzender Heinz-Walter Rolf vehement gegen den "Glaskasten" aus. Zwar sei die Initiative des Burghotels, seine Attraktivität durch eine Kapelle zu steigern, zu begrüßen. Jedoch sollte der Anbau nicht ausgerechnet an der der Stadt zugewandten Seite errichtet werden. Besser sei es, die Kapelle an anderer Stelle der Burganlage zu bauen oder einen geeigneten Raum innerhalb des Hotels für Trauungen einzurichten, schreibt Rolf in dem Brief, der auch an den Landesverband, das Westfälische Amt für Denkmalpflege und den Lippischen Heimatbund ging. Rolf kritisiert darin, dass durch den Anbau Form und Gehalt der beiden Fachwerkgiebel und des Unterbaus total verändert würden. So verschwinde die gesamte Giebelseite des Nordbaus. Mindestens acht Gefache des Ostbaus würden ebenfalls verdeckt. "Der auf alten Fotos zu sehende Anbau, der anscheinend als Treppenaufgang zwischen Ost- und Nordbau genutzt wurde, ist aus gutem Grund im Jahre 1912 entfernt und damit der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt worden."
Hier widerspricht ihm Heidrun Görder, Leiterin der Bauabteilung beim Landesverband: "Jeder Architekt sieht, dass an dieser Stelle schon immer ein Gebäude gestanden hat." Ihr lägen sogar Pläne aus dem Jahre 1740 vor, auf denen der Treppenaufgang bereits existiert habe. "Wir haben gut recherchiert, sogar im Archiv in Bückeburg. Und in der Standortfrage gibt es kein Pardon. Den Anbau an dieser Stelle kann man gut vertreten", betont Görder.
Zwar steht das Schreiben des Heimatvereins auch auf der Tagesordnung des nächsten Blomberger Planungsausschusses (Dienstag, 12. Februar, 19.30 Uhr, Rathaus), Görder geht aber nicht davon aus, dass die Blomberger Politiker, die in jüngster Sitzung mehrheitlich für das Vorhaben stimmten, nun "eine Rolle rückwärts" machten.
Grünen-Fraktionschef Hans-Ulrich Arnecke, der wie berichtet als einziger in der Sitzung gegen den Anbau votiert hatte, hofft trotzdem auf ein Umdenken bei seinen Ratskollegen: "Wird der Beschluss nicht gekippt, werden die Grünen eine Unterschriftenaktion starten", kündigte er an.
Und während Görder davon ausgeht, dass in der Kapelle bereits zur Jahresmitte Trauungen stattfinden könnten, gibt es noch kein abschließendes Votum der Blomberger Kirchengemeinden über das künftige Prozedere. Die größten Probleme sieht Hans-Günther Voß von der katholischen Kirchengemeinde. "Eine rein katholische Trauung in einer nicht benedizierten Kapelle widerspricht dem römisch-katholischen Kirchengesetz." Ob das Gebäude aber geweiht werde, liege im Ermessen des Bischofs.
Und auch die Kollegen der evangelischen Kirche sind skeptisch: "Natürlich freuen wir uns darüber, wenn Paare den kirchlichen Segen wünschen", unterstreicht Ursel Rosenhäger, Pastorin der reformierten Kirchengemeinde. Andererseits ließe sich derzeit nicht abschätzen, wieviel Mehrarbeit diese Aufgabe für die Kollegen mit sich bringe. Innerhalb der Lippischen Landeskirche werde deshalb auch erwogen, einen Beauftragten für die Burg-Trauungen freizustellen.