LZ v. Mittwoch, 08.11.2006:

"Keine Koranschule"

Fathi Lamidi stellte in Blomberg das Schulfach "Islamkunde" vor

Blomberg (aga). Seit 1999 ist Islamkunde ein eigenständiges Unterrichtsfach in Nordrhein-Westfalen. Als "ordentliches" Unterrichtsfach ist es anderen gleichgestellt. Auf Einladung des Migrations-Arbeitskreises gab Islamkunde-Lehrer Fathi Lamidi in Blomberg einen Einblick. Er sprach dabei über rechtliche Hintergründe, aber insbesondere seine Erfahrungen mit dem Unterrichtsfach.

An drei Grundschulen in Lippe - Grundschule Ahornstraße und Grundschule am Kirchplatz in Bad Salzuflen sowie Bachschule Detmold - ist der gebürtige Marokkaner als Lehrer für Islamkunde tätig. Darüber hinaus gibt der in Bielefeld lebende 37-Jährige muttersprachlichen Unterricht in fünf lippischen Schulen.

"Islamkunde ist keine Koranschule", erläuterte Lamidi den etwa 20 Interessierten. Der Unterrichtsinhalt werde in deutscher Sprache auf wissenschaftlichem Hintergrund vermittelt. Dabei gehe es im Grunde um die Vermittlung der vier Säulen von Beziehungen zwischen Mensch und Natur, Menschen untereinander, Menschen mit sich selbst sowie Menschen mit Gott.

Eine wertfreie Vermittlung der Inhalte des muslimischen Glaubens sei der Kern des Unterrichts. Anhand einiger Beispiele zeigte Fathi Lamidi, dass anschließend die Kinder häufig besser informiert seien, als es ihre Eltern sind. Dies hatte er in einem Projekt mit Dritt- und Viertklässlern festgestellt. Dazu waren die Eltern eingeladen, um sich Fragen der Kinder zum Islam zu stellen und umgekehrt diesen auch Fragen zu stellen.

Dabei sei interessant gewesen, dass die Erwachsenen zum Beispiel mit dem Begriff "Ramadan" häufig nur das Fasten verbinden. "Ramadan ist aber zunächst einmal der Name des neunten Monats des islamischen Jahres", erläuterte Lamidi.

"Das ist dem Religionsunterricht in den christlichen Konfessionen sehr ähnlich", stellte Pastor Hermann Donay abschließend fest. Selbst wenn andere Schwerpunkte und andere heilige Schriften als Basis dienten, fänden sich sehr viele Gemeinsamkeiten. Diese zu zeigen, so Lamidi, sei ebenfalls Inhalt des Unterrichts. Deshalb versuche er auch immer in den Dialog mit den Kolleginnen und Kollegen des evangelischen und katholischen Religionsunterrichts zu treten.

Einige gemeinsame Unterrichtseinheiten hätten dabei beide Seiten bereichert. "In diesem Jahr möchte ich demnächst zur Weihnachtszeit auch einmal Moscheen und Kirchen mit den Schülern besuchen", kündigte Lamidi an. An den Erlebnissen vor Ort lassen sich besonders gut die Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten der Religionen und ihrer Gotteshäuser erarbeiten, sagte Fathi Lamidi den Zuhörern.