"Verwaltungschef und
Blomberg. Was grüne Politik in Blomberg angeht, ist Friedel Werner ein alter Hase. Nun will er den Weg ins Rathaus antreten. LZ-Redakteurin Marianne Schwarzer sprach mit ihm.
Herr Werner, Sie kandidieren für eine kleine Partei.
Rechnen Sie sich tatsächlich Chancen auf den Bürgermeisterstuhl
aus?
Werner: Natürlich trete ich mit dem Ziel
an, etwas zu erreichen. Ich rechne zwar nicht damit, daß ich die
Mehrheit kriege. Aber mit einem guten zweistelligen Ergebnis wäre
ich ganz zufrieden.
Noch sind die Grünen gemeinsam mit der CDU in
der Regierungsverantwortung. Wird der Wahlkampf nicht eine schwierige Gratwanderung
für Sie?
Werner: Nein. Es war von vornherein klar, daß
die Liaison mit der CDU eher eine Vernunftehe als eine Liebeshochzeit war.
Wir haben viel Gutes erreichen können, man denke nur an die ökologischen
Förderprogramme. Oder nehmen Sie den Sozialarbeiter für das Schulzentrum.
Nun müssen wir uns natürlich ganz klar mit grünen Themen
abgrenzen. Aber wir werden einen objektiven, sachbezogenen Wahlkampf führen.
Da sehe ich keine Probleme.
Wo werden die Schwerpunkte aus Ihrer Sicht liegen?
Werner: In der Verwaltung muß sich einiges
ändern. Der Bürger muß als Kunde verstanden und umworben
werden. Wir brauchen ein Bürgerbüro, wo Kunden entweder sofort
unbürokratisch Auskünfte oder Entscheidungen erhalten oder an
die zuständigen Stellen weitergeleitet werden. Und die Ausschüsse
sollten ruhig mal vor Ort tagen, wenn es um für einen Ortsteil wichtige
Themen geht.
Wie schätzen Sie die finanzielle Zukunft der Stadt
ein?
Werner: Hier ist dringend ein Kassensturz fällig,
wir brauchen ein langfristiges Haushaltskonzept. Es muß auch ans
Eingemachte gehen.
Meinen Sie damit auch die Freiwilligen Leistungen?
Werner: Wir werden das Engagement der Bürger
stärker einfordern müssen. Man muß auch den Mut und die
Offenheit haben zu sagen: Bürger, du mußt dich auch engagieren.
Sie treten vehement für Ökologie ein. Wie
wollen Sie dieses Thema in die Verwaltungsarbeit einbinden?
Werner: Ökologische Zielsetzungen sind nicht
zwangsläufig mit viel Geld verbunden. Die Verwaltung hat viele Möglichkeiten,
zu steuern. Beispielsweise kann sie dafür sorgen, daß in den
Baugebieten die Dächer nach Süden ausgerichtet werden, um die
Nutzung von Sonnenenergie zu erleichtern.
Wie würden Sie das Amt des Bürgermeisters
definieren?
Werner: Der Bürgermeister erfüllt zwei
Funktionen. Er ist "Chef" der Verwaltung und "Meister" der Bürger.
Er muß ein offenes Ohr für alle haben und Mittler zwischen den
verschiedenen Interessenlagen aller Bürger sein. Der Bürgermeister
als reiner Parteienvertreter hat nach der Kommunalreform keinen Platz mehr.