LZ vom Freitag, 07.05.99:

"Verwaltungschef und Meister aller Bürger"

Blomberg. Was grüne Politik in Blomberg angeht, ist Friedel Werner ein alter Hase. Nun will er den Weg ins Rathaus antreten. LZ-Redakteurin Marianne Schwarzer sprach mit ihm.

Herr Werner, Sie kandidieren für eine kleine Partei. Rechnen Sie sich tatsächlich Chancen auf den Bürgermeisterstuhl aus?
Werner: Natürlich trete ich mit dem Ziel an, etwas zu erreichen. Ich rechne zwar nicht damit, daß ich die Mehrheit kriege. Aber mit einem guten zweistelligen Ergebnis wäre ich ganz zufrieden.

Noch sind die Grünen gemeinsam mit der CDU in der Regierungsverantwortung. Wird der Wahlkampf nicht eine schwierige Gratwanderung für Sie?
Werner: Nein. Es war von vornherein klar, daß die Liaison mit der CDU eher eine Vernunftehe als eine Liebeshochzeit war. Wir haben viel Gutes erreichen können, man denke nur an die ökologischen Förderprogramme. Oder nehmen Sie den Sozialarbeiter für das Schulzentrum. Nun müssen wir uns natürlich ganz klar mit grünen Themen abgrenzen. Aber wir werden einen objektiven, sachbezogenen Wahlkampf führen. Da sehe ich keine Probleme.

Wo werden die Schwerpunkte aus Ihrer Sicht liegen?
Werner: In der Verwaltung muß sich einiges ändern. Der Bürger muß als Kunde verstanden und umworben werden. Wir brauchen ein Bürgerbüro, wo Kunden entweder sofort unbürokratisch Auskünfte oder Entscheidungen erhalten oder an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden. Und die Ausschüsse sollten ruhig mal vor Ort tagen, wenn es um für einen Ortsteil wichtige Themen geht.

Wie schätzen Sie die finanzielle Zukunft der Stadt ein?
Werner: Hier ist dringend ein Kassensturz fällig, wir brauchen ein langfristiges Haushaltskonzept. Es muß auch ans Eingemachte gehen.

Meinen Sie damit auch die Freiwilligen Leistungen?
Werner: Wir werden das Engagement der Bürger stärker einfordern müssen. Man muß auch den Mut und die Offenheit haben zu sagen: Bürger, du mußt dich auch engagieren.

Sie treten vehement für Ökologie ein. Wie wollen Sie dieses Thema in die Verwaltungsarbeit einbinden?
Werner: Ökologische Zielsetzungen sind nicht zwangsläufig mit viel Geld verbunden. Die Verwaltung hat viele Möglichkeiten, zu steuern. Beispielsweise kann sie dafür sorgen, daß in den Baugebieten die Dächer nach Süden ausgerichtet werden, um die Nutzung von Sonnenenergie zu erleichtern.

Wie würden Sie das Amt des Bürgermeisters definieren?
Werner: Der Bürgermeister erfüllt zwei Funktionen. Er ist "Chef" der Verwaltung und "Meister" der Bürger. Er muß ein offenes Ohr für alle haben und Mittler zwischen den verschiedenen Interessenlagen aller Bürger sein. Der Bürgermeister als reiner Parteienvertreter hat nach der Kommunalreform keinen Platz mehr.