LZ vom Freitag, 05.12.2008

Grüne empfehlen BVB-Boykott

Harsche Kritik an Strompreiserhöhung

Blomberg (an). Die Grünen raten Blombergern dazu, die stadteigenen Blomberger Versorgungsbetriebe (BVB) zu boykottieren. Der Grund: Die Versorgungsbetriebe wollten sich mit der angekündigten Strompreiserhöhung "einen vergleichsweise besonders großen Schluck aus der Pulle" genehmigen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Als hundertprozentige Tochter der Stadt hatten die BVB Strompreiserhöhungen zum 1.1.2009 angekündigt. Wie die grünen Kritiker ausgerechnet haben, bedeutet diese Erhöhung für einen typischen 4-Personen-Haushalt mit 4000 Kilowattstunden Jahresverbrauch eine Kostensteigerung von 109 Euro im Jahr, also eine Preissteigerung von 14 Prozent. "

Nach Auffassung der Blomberger Grünen sind solche deftigen Preiserhöhungen denkbar schlechte Voraussetzungen für die geplante Ausdehnung des BVB-Stromversorgungsgebietes auf die Blomberger Ortsteile ab Anfang des neuen Jahres", heißt es in der Pressemitteilung. "Die Grünen raten daher dazu, sich nach Alternativen umzusehen." In der Mitteilung liefern sie auch gleich noch eine Internetadresse, hinter der sich bundesweit 46 Stromversorger fänden, die bis zu 21 Prozent günstiger seien als der heimische Stromversorger. Sogar etliche Ökostromanbieter böten günstigeren Strom an als der ganz überwiegend aus Atomkraft und fossilen Energien erzeugte BVB-Strom. Der Anbieterwechsel sei ganz unproblematisch, und "grüne Ratsmitglieder haben den Wechsel schon vor vielen Jahren für sich privat auf Ökostrom-Versorger umgestellt." Atomkraftwerke ließen sich am besten dadurch abschalten, dass niemand mehr ihren Strom nachfrage.

Von der LZ mit diesen Vorwürfen konfrontiert, meinte BVB-Geschäftsführer Peter Begemann, er wolle sich politisch nicht dazu äußern. Allerdings halte er es nicht für gerecht, mit Prozenten zu operieren: "Natürlich liegt unsere Erhöhung prozentual über der anderer Stromversorger. Aber das liegt daran, dass wir in der Vergangenheit unsere Preise so niedrig wie möglich gehalten haben. Wir können doch auch nur den Preis weitergeben, den wir bezahlen müssen."

Bürgermeister Klaus Geise (SPD) kann der Argumentation der Grünen nicht so recht folgen: "Es liegt im Interesse der Stadt, dass die heimischen Unternehmen gestärkt und gestützt werden." Letztlich profitiere Blomberg auf verschiedene Weise von den BVB: Und zwar nicht nur über die Konzessionsabgabe, die jährlich bei knapp 500.000 Euro liegt. Die BVB betreiben das Blomberger Hallenbad und das Freibad. Für das Jahr 2006 führten sie 100.000 Gewinnausschüttung an die Stadt ab. Im vergangenen Jahr nicht, weil die Finanzen es nicht hergaben.