LZ vom Mittwoch, 01.09.04:

Gegen Bestrahlung wider Willen

Bürger wehren sich gegen Aufstellung von Funksendemasten in Blomberg

Blomberg (co). Die geplante Aufstellung neuer Mobilfunkmasten machte Waltraud Weber erst wütend, dann beschloss sie, aktiv zu werden. Zusammen mit Ehemann Karl-Heinz sowie Sabine und Heinz Ewert will sie weitere Sendeanlagen in der Innenstadt nicht einfach so hinnehmen.

Wie die LZ berichtete, plant die Firma Vodafone die Aufstellung eines neuen Masten in der Altstadt und eines weiteren in einigen hundert Meter Entfernung in Richtung Barntrup mit UMTS-Standard. Die Anlage in der Flachsmarktstraße wird erweitert.

Niemand könne garantieren, dass die Strahlung durch Mobilfunkmasten ungefährlich sei, meinen die beiden Ehepaare, in deren unmittelbarer Nähe bereits ein Mast auf einem Dach steht. "Es gibt Untersuchungen auf Höfen, dass bei Tieren mehr Fehlgeburten passieren und dass bei Menschen das Erbgut geschädigt wird", erklärt Heinz Ewert.

Dass es in ganz Blomberg bereits 16 Masten gibt (die LZ berichtete), entsetzte die Bürger, die sich mit dieser Thematik vorher noch nicht befasst hatten. Die Aussage der Verwaltung, dass Masten in reinen Wohngebieten nicht ohne weiteres aufgestellt werden können, die Stadt jedoch gegen den Betrieb in Mischgebieten wie der Altstadt nichts machen könne, finden die Bürger nicht hinnehmbar. Die meisten Häuser seien hier bewohnt, es gebe nur wenige reine Geschäftshäuser. Und: Alle Kindergärten und Schulen lägen im Einzugsbereich der Sendemasten.

"Mit dem Verkauf der UMTS-Lizenzen hat die Regierung die Menschen dieses Landes an die Mobilfunkbetreiberfirmen verkauft und praktisch entmündigt", meinen die Bürger, die ihre Initiative ausdrücklich an keine Partei gekoppelt sehen wollen.

"Wir wollen nicht in die Steinzeit zurück, wir haben alle Handys", machte Waltraud Weber deutlich. "Man hat überall Handyempfang, wozu also UMTS?", fragt sich Karl-Heinz Weber. Und: Wenn nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung diesen Standard nutze, rechtfertige dies, die Gesundheit der Mehrheit aufs Spiel zu setzen? Bestehende Grenzwerte halten die Bürger für zu hoch beziehungsweise für unsinnig, da die Gefahren der Strahlung noch gar nicht absehbar seien.

Die Bürger wollen nun einen Antrag an den Rat stellen, alle schon bestehenden Anlagen von der zuständigen Behörde auf erhöhte Strahlenwerte nachzumessen. Gegebenenfalls müssten unzulässige Anlagen abgebaut werden. Sie fordern zudem, dass keine neuen Masten errichtet werden.

Wer sich damit solidarisiert, kann sich in Unterschriftslisten eintragen, die im Bio-Laden, in der Humboldt-Apotheke am Markt und im Blumenhaus Toeberich ausliegen. Die Listen sollen später dem Bürgermeister überreicht werden. 100 Bürger haben sich bereits eingetragen. "Das Interesse, sich zu äußern, ist groß", hat Waltraud Weber erfahren. Die Ehepaare wollen vor allem die Bürger zum Thema sensibilisieren. Schließlich sei in der Vergangenheit durch Bürgerproteste schon einiges erreicht worden. Wer sich zum Thema informieren möchte, dem empfehlen die Bürger die folgenden Internetseiten: www.mobilfunkgegner.de, www.buergerwelle.de