HAUPTAMTLICHER BÜRGERMEISTER MIT 60 PLUS?

Mal ehrlich: was die Blomberger CDU und SPD in Sachen Bürgermeisterkandidaten anzubieten haben, ist nicht unbedingt dazu angetan, die Bürger vom Hocker zu reißen.

Alter: Beide Kandidaten haben zum Wahlzeitpunkt am 12. September die 60 entweder erreicht (Pilgrim) oder schon deutlich überschritten (Machentanz). Während der eine an der Schwelle zum Rentenalter steht - da hilft auch kein "Jugendfoto" in der SPD-Postille - ist der andere in seinem alten Beruf bereits pensioniert. Für beide Kandidaten nicht gerade ideale Voraussetzungen für den Start ins neue Jahrtausend.

Nebenbei bemerkt: so mancher wäre froh, wenn er mit 60 ohne große Einkommenseinbußen in den wohlverdienten Ruhestand gehen könnte ...

Berufserfahrung/Führungsqualitäten: Pilgrim ist seit 1972 Stadtdirektor, der dienstälteste Stadtdirektor in Lippe weit und breit, sozusagen ein lebendes Fossil. Bekanntlich kann jahrzehntelange Tätigkeit auf derselben Position leicht zur Betriebsblindheit führen. Kann Pilgrim seine Verwaltung überhaupt noch unvorbelastet und objektiv sehen; kann er den dringend notwendigen Umbau der Verwaltung in die Wege leiten?

Die autoritäre Führung, die Anfang der 70er Jahre mal gefragt war, wurde längst durch ein kooperatives Steuerungsmodell abgelöst. Führungsstil "par ordre de mufti" ist schon seit den 90er Jahren nicht mehr angesagt ... erst recht nicht im neuen Jahrtausend. Nach 27 Jahren muß endlich mal frischer Wind rein in die vermieften Amtsstuben. Die Zeit ist reif dafür, den "Mufti" in die Wüste zu schicken!

Dieter Machentanz ist ein sehr guter "klassischer" Bürgermeister; das hat er in den letzten 5 Jahren bewiesen. Als Hauptamtlicher Bürgermeister wäre er jedoch zusätzlich Chef der Verwaltung. Da er selber ohne Verwaltungserfahrung ist, stünde er dort auf verlorenem Posten, wenn ihn seine Amtsleiter "dumm sterben ließen".

Sein Führungsstil ist zwar eher kooperativ als autoritär, würde aber vermutlich die nötige Durchsetzungskraft vermissen lassen, wenn's drauf ankäme. Sein freundliches Naturell läßt befürchten, daß er als "everybody's darling" niemand weh tun möchte.

Fazit: Computersoftware muß in diesen Tagen ihre Jahr-2000-Fähigkeit unter Beweis stellen, sonst hat sie auf dem Markt keine Chance. Schade, daß dieser Test nicht auch für Bürgermeisterkandidaten vorgeschrieben ist. Alter ist sicher keine Schande, aber wer als Hauptamtlicher Bürgermeister die Stadt Blomberg in das neue Jahrtausend führen will, sollte schon ein deutlich jüngeres Semester sein, um unvorbelastet, unverbraucht, dynamisch und mit neuen Ideen agieren zu können. Die Anforderungen der nächsten Jahre werden hoch sein.

Darum: Gebt dem Nachwuchs eine faire Chance und schickt die Auslaufmodelle Pilgrim und Machentanz in den wohlverdienten Ruhestand! Im übrigen: wer sein Kreuzchen bei CDU oder SPD macht, braucht deswegen noch lange nicht den Bürgermeisterkandidaten dieser Parteien zu wählen.