Stand: Oktober 2001
Am 19.10.2001 folgte der Bundesrat der Verordnung der grünen Ministerin Renate Künast und beschloss das Ende der Käfighaltung für Legehennen. Dies ist ein großer Erfolg für Bündnis 90 / Die Grünen, die sich gemeinsam mit Tierschutzverbänden jahrelang für ein solches Verbot eingesetzt und entsprechende Anträge in Bundestag und Landtage eingebracht haben.
Ab sofort werden in Deutschland keine neuen Käfigbatterien für Legehennen mehr gebaut. Für die noch bestehenden Käfige gibt es Übergangsfristen: Ab 2003 wird der Platz pro Henne um ca. 20% vergrößert, Ende 2006 kommt das endgültige Aus für Käfige. Damit sind die Bundesländer in letzter Minute auch bei den Fristen dem Entwurf der Verbraucherministerin Renate Künast gefolgt. Ab 2007 wird es in Deutschland nur noch Legehennen in Volieren, in Boden- oder Freilandhaltung geben.
Das Ende der Käfighaltung ist ein großer Erfolg für den Tierschutz. Denn die Haltung in Legebatterien wurde schon vom Bundesverfassungsgericht 1999 für tierschutzwidrig erklärt, da ein artgerechtes Verhalten der Tiere in den engen Käfigen unmöglich ist. Nach der neuen Verordnung ist sichergestellt, dass die Legehennen artgemäß fressen, trinken, ruhen, im Staub baden sowie zur Eiablage ein Nest aufsuchen können. All dies ist in Volieren, in Boden- und in Freilandhaltung möglich. Durch eine Mindesthöhe von zwei Metern besteht für die Hennen die Möglichkeit zu flattern und zu fliegen. Die Besatzdichte darf nicht mehr als neun Hennen pro m² betragen.
Einige Bundesländer hatten sich in den Wochen vor der Bundesratsabstimmung für die Beibehaltung von sogenannten „ausgestalteten Käfigen“, die auch in anderen europäischen Ländern weiterhin zugelassen sind, ausgesprochen. Wir haben das abgelehnt. Denn auch Käfige mit Sitzstangen und Nestern, jedoch nur wenig zusätzlichem Platz für die Tiere, widersprechen dem Tierschutz. Artgerechtes Verhalten ist auf einer Fläche von 750 cm² pro Huhn unmöglich – braucht doch ein Huhn laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts schon zum Stehen bereits 690 cm². Mit der neuen Regelung erfüllt die Geflügelwirtschaft endlich diese Vorgaben.
Das Verbot der Legebatterien ist ein Erfolg für die neue Landwirtschaftspolitik, die auf artgerechte Tierhaltung für die Erzeugung von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln setzt. Das Motto „Klasse statt Masse“ bei der Lebensmittelproduktion entspricht den Wünschen der Verbraucher, die Sicherheit und Qualität für ihre Ernährung wollen. In einer Umfrage im September 2001 haben sich 91% der Befragten für ein gesetzliches Verbot der Käfighaltung ausgesprochen.
Durch die Einführung einer Kennzeichnungspflicht für Eier soll es den Verbrauchern in Zukunft auf den ersten Blick möglich sein, zu erkennen, ob ein Ei aus Käfig-, Boden- oder Freilandhaltung kommt. Auch auf der Packung muss die Haltungsform künftig ersichtlich sein. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Kennzeichnungspflicht in Deutschland schon vor der europäischen Einführung im Jahr 2004 wirksam wird. Eine Kennzeichnung soll es auch für Produkte, in denen Eier enthalten sind, geben. Das Verbraucherministerium wird zur Unterstützung der alternativen Haltungsformen eine Informationskampagne über die Unterschiede bei der Eierproduktion durchführen.
Die Bundesregierung wird die Umstellung auf Volieren, Boden- und Freilandhaltung fördern. Forschungsprogramme sollen Zucht, Fütterung und Haltung für diese alternativen Haltungsformen optimieren. So wird die Umstellung auf Freiland- und Bodenhaltung mittelfristig zu einem Wettbewerbsvorteil für die deutschen Erzeuger werden. Das ist die große Chance für die Landwirtschaft, den Eiermarkt von den skandalgeschüttelten industriellen Hennenfabriken zurückzuerobern.
Käfighaltung: In einer herkömmlichen Käfigbatterie teilen sich fünf Legehennen einen Käfig, in dem pro Huhn eine Bodenfläche von 450 cm² zur Verfügung steht – eine Fläche, die kleiner ist als ein DIN A4-Blatt. Der Boden des Käfigs besteht aus einem Gitter. Natürliche Verhaltensweisen von Hennen, wie das Laufen, Scharren und Baden im Sand, Flügelschlagen oder Ei ablegen an einem ruhigen Platz sind angesichts der Enge und fehlenden Ausgestaltung der Käfige nicht möglich. Die Folge sind häufig anormale Verhaltensweisen, außerdem Verletzungen der Tiere aufgrund der Enge. Kein Wunder also, dass das Bundesverfassungsgericht die Käfigbatterien als tierquälerisch bewertet hat.
Sogenannte ausgestaltete Käfige, die als
Alternative zu den herkömmlichen Käfigbatterien diskutiert werden,
unterscheiden sich von diesen durch eine größere Mindestfläche pro Henne (750
cm² – etwas mehr als 1 DIN A4-Blatt) und durch die Ausgestaltung der Käfige mit
Sitzstangen, Nest und Scharrmöglichkeiten. Dieser Platz reicht
aber
keineswegs aus. Nur um sitzen zu können, benötigt ein Huhn bereits fast die
ganze hier zugestandene Fläche. Somit entspricht auch diese Form nicht den
Anforderungen artgerechter Tierhaltung.
Bodenhaltung: Die Hühner leben nicht in Käfigen, sondern in Ställen, in denen sie sich frei bewegen können. Hier teilen sich neun Tiere einen Quadratmeter Nutzfläche. Auch dies bedeutet für die Hennen ein Leben auf engstem Raum. Aber die Ställe bieten den Tieren im Gegensatz zu den Käfigen die Möglichkeit, ihren natürlichen Bedürfnissen nach Scharren, Flattern und Umherlaufen nachzugehen. Die Volierenhaltung unterscheidet sich von der Bodenhaltung dadurch, dass im gesamten Raum erhöhte Ebenen sowie Sitzstangen und höher gelegene Nestplätze angebracht sind.
Freilandhaltung: Hier besteht vom Stall aus ein Zugang ins Freie. Die Tiere haben tagsüber jederzeit Zugang zum Auslauf, in dem jeder Henne 4 m² zur Verfügung stehen. Für den Stall gelten die selben Mindestanforderungen wie bei der Bodenhaltung.
Eier aus Ökobetrieben: Eier aus Ökobetrieben sind immer Eier von Hühnern in Freilandhaltung. Zusätzlich zu den Kriterien der Freilandhaltung erfüllen sie die Kriterien des jeweiligen Ökoanbauverbands, beispielsweise verzichten Ökobetriebe auf Antibiotika als Leistungsförderer.
Tagtäglich beim Einkauf. Entscheiden Sie sich bewusst für Eier aus alternativen Haltungsformen. Sie zeigen so den Anbietern, dass es sich lohnt, auf Käfigbatterien zu verzichten. Sie zahlen ein paar Pfennige mehr, die sich lohnen. Am besten für Eier aus Freilandhaltung oder von Ökobetrieben – hier werden die Anforderungen des Tierschutzes am besten erfüllt.
Aber: Lassen Sie sich von Bezeichnungen wie „Landeier“ oder „Frisch vom Bauernhof“ oder durch schöne Fotos von Hühnern auf der Verpackung nicht täuschen. Dahinter verbergen sich in der Regel Eier aus Legebatterien. Diese Verbrauchertäuschung wird erst durch die Kennzeichnungspflicht von Eiern und Packung beendet.
Weitere Informationen zum Thema: www.gruene-fraktion.de