LZ vom Mittwoch, 28.07.99:

Grüne kritisieren Standort für das neue Bürgerbüro

"Ein echter Schildbürgerstreich"

Blomberg (an). Das geplante Bürgerbüro der Blomberger Stadtverwaltung (wir berichteten) entwickelt sich zum Dauerthema im Sommerloch. Jetzt baten auch die Grünen zum Pressegespräch, um ihre Sicht der Dinge darzustellen. Nachdem Fraktionsvorsitzende Christina Wesemann spontan dem Stadtdirektor einen Brief geschrieben hatte, stellt sich nach der jüngsten Beratung die gesamte Fraktion hinter sie. Knackpunkt ist aus Sicht der Grünen der Standort des Bürgerbüros.

Wie berichtet, sollen die Blomberger demnächst ihre Anlaufstelle ­ ein Servicezentrum mit sieben Mitarbeitern ­ im alten Amtsgericht finden. "Aus meiner Sicht ist das ein Schildbürgerstreich", so Wesemann. "Wie bitteschön sollen Rollstuhlfahrer oder sonstwie Gehbehinderte dorthin kommen?"Dieses Beispiel zeige, daß das vor Monaten der Öffentlichkeit vorgestellte Stadtverwaltungsleitbild (wir berichteten) nichts als leere Phrasen enthalte. Bei der Einrichtung des Bürgerbüros hätte die Stadt erstmals Bürgernähe beweisen können.

Denn es hätten sich andere Räumlichkeiten viel besser angeboten als das nur über Stufen erreichbare alte Amtsgericht, so Christina Wesemann, Bürgermeisterkandidat Friedel Werner und Ratsherr Ulrich Arnecke einhellig. "Beispielsweise stehen ja jetzt die ehemaligen Räume der LZ an der Burgstraße leer, das liegen ja zu ebener Erde. Und sie ließen sich mit den vielen Fenstern auch viel besser zum Aushängeschild machen." Ein anderer Vorschlag wären die jetzigen Bürgermeisterzimmer gewesen. "Es müssen ja nicht alle sieben Mitarbeiter im direkten Publikumsverkehr sitzen ­ das machen andere Kommunen doch wohl auch nicht." Selbst im Kreishaus komme man mit drei Personen aus, die die Anliegen der Bürger entgegen nähmen, und die hätten sich im Erdgeschoß des Rathauses sicher unterbringen lassen.

Das gegenüber der LZ geäußerte Argument Pilgrims, man werde eine Gegensprechanlage installieren, mit der Behinderte einen Mitarbeiter des Bürgerbüros aus dem Gebäude rufen könnten, halten die Grünen für mißlungen: "Ich will als Bürgerin doch nicht an der Klingel abgefertigt werden", so Wesemann. "Das ist ja auch nur ein Notbehelf", bekräftigt Arnecke. Und Werner meint, man schrecke auf diese Weise die Leute ab. Natürlich sei den Grünen klar, daß die Einrichtung des Bürgerbüros allein in der Hoheit des Stadtdirektors liege. Dennoch hielten sie eine andere Lösung für gelungener.