ZUR SACHE: Tanken Luxus? Blödsinn!

Angesichts der jüngsten Benzinpreis-Hysterie seien die besonders lauten Krakeeler dezent daran erinnert, dass es außer den Treibstoffkosten auch noch ein paar andere Kostenfaktoren gibt, die beim Autofahren zu Buche schlagen. Nur allzu gern werden jedoch diese Faktoren unter den Tisch fallen gelassen, wenn das ach so beliebte Klagelied über den angeblichen „Luxus“ beim Benzinpreis angestimmt wird. Die meisten Autofahrer wissen ja noch nicht einmal, was ihr fahrbarer Untersatz sie überhaupt unter dem Strich kostet. Es interessiert sie schlicht und einfach nicht. Autofahren hat nämlich in der Regel viel mit Gefühl, wenig aber mit Rechnen zu tun. So leisten sich viele Familien oft ein Fahrzeug, das sie sich eigentlich weder vom Anschaffungspreis noch von den Folgekosten her leisten können.

Fangen wir gleich beim dicksten Batzen, nämlich bei den Neuwagenpreisen an: Nach der neuesten Statistik (kürzlich in der Presse zu lesen) investieren Wessis für einen Neuwagen durchschnittlich 40.000 DM, Ossis „nur“ durchschnittlich 35.000 DM. Angesichts dieser Summen beim momentanen Benzinpreis von „Luxus“ zu reden, ist wohl nicht unbedingt überzeugend. Wer allerdings schon Mühe hat, die Monatsraten für seine Karosse aufzubringen, sollte sich ernsthaft fragen, ob er das richtige Modell vor der Tür stehen hat. Fest steht: Kleinere Autos sind billiger in der Anschaffung, verbrauchen weniger, kosten weniger Kfz-Steuer und weniger Versicherung. Und dazu braucht es nicht einmal ein Kleinwagen zu sein.

Ein weiterer Posten ist die Kfz-Steuer, die einem die Kostenbilanz ganz schön verhageln kann, wenn man ein „älteres Schätzchen“ fährt. Welcher Autofahrer fragt beim Kauf nach der Schadstoffklasse des Objekts seiner Begierde? Die meisten haben doch keinen blassen Schimmer, was darunter überhaupt zu verstehen ist. Würde ich heute noch meine 2,2-Liter Familienkutsche (Baujahr 1991) fahren, so würde ich ab 2001 mit 466,40 DM Kfz-Steuer (Schadstoffklasse Euro-1) jährlich zur Kasse gebeten. Da ich jedoch rechtzeitig auf ein kleineres Euro-2-Fahrzeug (Baujahr 1996) mit 1,5 Liter Hubraum umgestiegen bin, zahle ich aktuell nur noch 180,- DM Jahressteuer, habe also effektiv 286,40 DM jedes Jahr gespart. Wer jetzt einen Neuwagen mit Schadstoffklasse Euro-4 oder D4 erwirbt, kann bis 2005 sogar komplett steuerfrei fahren. Ersparnis: insgesamt 600,- DM bei Benzinern und 1200,- DM beim Diesel. Ist das nix?

Nörgelnde Berufspendler sollten erst mal nachrechnen, was sie tatsächlich unter dem Strich zahlen, bevor sie über den angeblichen „Luxus“ bei den Spritpreisen meckern. Bei meiner eigenen Jahresfahrleistung von 20.000 km kann ich beispielsweise über die neue Entfernungs-Pauschale ab 2001 pro Jahr 726,- DM mehr vom zu versteuernden Einkommen abziehen als bisher. Meine voraussichtlichen Benzinmehrkosten in diesem Jahr von ca. 200,- DM sind damit jedenfalls schon größtenteils kompensiert. Und bitte der Ehrlichkeit halber auch nicht unter den Tisch fallen lassen, dass der Arbeitnehmerbeitrag zur Rentenversicherung aus den Mitteln der Ökosteuer von 20,3 % im Jahre 1999 bis auf 19,1 % in 2001 gesenkt wurde. Jeder sollte anhand seiner Gehaltsabrechnung mal durchchecken, dass er damit unter dem Strich sogar noch was einspart. Aber das interessiert die berufsmäßigen Benzinpreis-Meckerer nicht, bei denen sich besonders der "Deutsche Verein zur Förderung des CO2-Ausstoßes" (= ADAC) hervortut.

Übrigens: Laut Pressemeldung vom 10.05.01 haben die gestiegenen Spritpreise in den letzten Monaten dazu beigetragen, dass die Anzahl der Unfälle merklich zurückgegangen ist. Grund: Es wird weniger gefahren und die Leute fahren im Schnitt langsamer und damit vorsichtiger. Na, wer sagt's denn? Auf diese Weise kommt vielleicht noch so mancher zur (späten) Einsicht. Die Kfz-Haftpflichtversicherungen dürften darüber auch nicht unbedingt traurig sein, Prämiensenkungen sind nicht ausgeschlossen – und somit ist eine weitere Kompensation der Benzinpreise in Sicht ... noch Fragen?


G. Staubach, 10.05.01