Liebe Bürgerinnen und Bürger,
nach
dem Einsatz im Kosovo 1999 sind in
dieser Zeit erneut deutsche Soldaten an einem Krieg beteiligt. In Verantwortung
unserer rot-grünen Bundesregierung. Unter Beteiligung unserer Partei, die stets
für gewaltfreies Handeln eingetreten ist.
Und
nun tönt es aus Washington:
ist erst der Anfang.“
(George W. Bush)
Die
Wurzeln unserer Partei sind die Bürgerinitiativen für Umweltschutz und gegen
Atomkraftanlagen sowie die Friedensinitiativen in den 80er Jahren, als während
des „Kalten Kriegs“ der militärischen Machtblöcke amerikanische Nuklearraketen
auf deutschem Boden stationiert werden sollten. Viele von uns und euch waren
1982 im Bonner Hofgarten unter den mehr als 300.000 Demonstranten.
„Nie wieder
Krieg!“
war die Forderung einer breiten Bewegung in der Bevölkerung. Parallel dazu
entwickelten sich in der früheren DDR oft unter dem Dach der Kirchen die
Initiativen „Schwerter zu Pflugscharen“.
Nach dem Zusammenschluss der westdeutschen „Grünen“ mit den Bürgerrechtlern der
DDR zu „Bündnis 90/Die Grünen“ wurde gerade dieser pazifistische Flügel unserer
Partei noch gestärkt.
Heute
stellen wir rückblickend fest: Die einst verfeindeten europäischen Staaten
bilden einen Staatenbund unter einem gemeinsamen Parlament, die Beziehungen zu
Russland sind freundschaftlich, zahlreiche osteuropäische Staaten wünschen die
Mitgliedschaft in der europäischen Gemeinschaft.
Gleichzeitig
jedoch stellen wir fest: Krieg als Mittel der Politik wurde weltweit nicht
ausgerottet. Millionen Unschuldiger sterben durch Waffengewalt.
Für
Europa hatten die Bundesregierungen bis 1998 nicht über kriegerische
Beteiligungen zu entscheiden. Es ist das Schicksal dieser Regierung, militärische
Entscheidungen von erheblicher Tragweite treffen zu müssen.
Schon
die Frage der Beteiligung deutscher Soldaten am Kosovo-Krieg hat unsere Partei
in einen moralischen Zwiespalt getrieben: Handeln
oder nicht-Handeln – in
beiden Fällen wird es unschuldige Opfer geben.
Terrorismus
ist kein neues Phänomen: Nordirland, der Nahe Osten, das Baskenland ... nur wenige Beispiele. Allerdings sind die Anschläge von New York und Washington vom 11.09.01 eine
neue Dimension.
Letztlich
reduziert sich die Problematik auf die Frage:
Wir
sind der festen Überzeugung:
Die
ungleiche Verteilung des Wohlstands auf unserem Planeten ist die Wurzel des
Terrorismus. Diese Ungleichheit resultiert aus der Zeit des Kolonialismus und nach
1945 aus der marktbeherrschenden Stellung global agierender multinationaler
Konzerne. Viele
von uns sind der festen Überzeugung, dass Kriege den Terrorismus nicht
bekämpfen können; andere geben zu bedenken, dass es erst einmal notwendig war,
die konkrete Gefahr durch die Al-Qaida-Gruppe durch den Einsatz von Gewalt zu
beenden.
Terroristen
sind nicht am Dialog oder an einer politischen Lösung der Problemlagen
interessiert. Ihre Aktionen sind eine völlig absurde Kritik an den Veränderungen
einer globalisierten Welt.
Die
Angriffe auf Afghanistan sind keine gezielte Aktion gegen Terroristen.
Sie richten sich gegen das noch vor kurzem tolerierte Taliban-Regime und nimmt
Opfer unter der Bevölkerung in Kauf. Sie graben der terroristischen Ideologie
nicht das Wasser ab, sondern liefern neue Gründe für weitere Gewalt. Denn: Gewalt
provoziert immer Gegengewalt und
verstärkt alte Feindbilder. So besteht die große Gefahr, dass wir in eine
Spirale der militärischen Gewalt hineingezogen werden.
Musste
nicht aber jetzt, so fragen sich einige von uns, sofort gehandelt werden? Haben
wir nicht eine Verantwortung gegenüber verfolgten und unterdrückten Menschen,
insbesondere vor dem Hintergrund der Flüchtlingslage in Pakistan und den
anderen Nachbarstaaten Afghanistans?
Andererseits:
Haben
wir uns denn bislang ausreichend um dieses geschundene Land gekümmert, um die
Unterdrückung der Frauen dort, die ungenügende Versorgungslage?
Wo
war unser Aufschrei anlässlich des Krieges der Sowjetunion gegen Afghanistan,
des nachfolgenden Bürgerkriegs?
Und doch:
Während
des Golfkriegs und des Krieges im Kosovo haben sich viele Blomberger Grüne an
den Mahnwachen auf dem Marktplatz und den Friedensgebeten in der Blomberger
Klosterkirche beteiligt.
Eines wird
immer deutlicher:
Was
früher die Außenpolitik eines Landes war, kann heute nur noch als Weltinnenpolitik verstanden werden, die
ein koordiniertes Vorgehen der Weltgemeinschaft auf der Grundlage der
Beschlüsse der Vereinten Nationen erforderlich macht.
Die
internationale Entwicklung seit den Attentaten vom 11. September hat in unserer
Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen viele Diskussionen ausgelöst. Einige
haben sich von der Partei abgewandt
und sind ausgetreten, andere bleiben Mitglied in dem Bestreben, ihre Auffassung
mehrheitsfähig zu machen. Die Grünen waren schon immer die Partei, die um
Entscheidungen intensiv gerungen hat. Und – wir erleben es in Gesprächen auf
der Straße oder am Arbeitsplatz – unsere innere Zerrissenheit ist die,
die alle in sich spüren.
Viele
Tagesordnungspunkte im Rat der Stadt und seinen Ausschüssen erscheinen
angesichts der bedrohlichen Weltlage plötzlich als nebensächlich. Gleichwohl
werden wir unsere Arbeit hier in Blomberg entsprechend des Auftrags durch
unsere Wähler konsequent bis zur nächsten Kommunalwahl im Herbst 2004
fortsetzen.
Und:
Wir
werden immer wieder unsere Entscheidungsträger im Bundestag und der Regierung
darauf hinweisen, dass die ungleiche Verteilung des Wohlstands auf unserem
Planeten als Ursache des Terrors beseitigt werden muss.
Wir glauben an
eine gerechtere Welt.
Ein
abschließendes Wort:
Wir
haben Ihnen hiermit unsere Gedanken und gegenwärtigen Empfindungen dargelegt. Wir
möchten Sie ausdrücklich dazu ermuntern, dass auch Sie uns Ihre Meinung
mitteilen. Wenn
Sie mögen: Schriftlich an die unten genannte Postadresse oder per Email an
unsere Internetadresse Buendnis90@blomberg-lippe.de
Ständig aktualisierte
Informationen über uns und wichtige Themen in Blomberg finden Sie seit 1997 im
Internet auf unserer Homepage unter
www.gruene-blomberg.de
v.i.S.d.P.:
Ortsverband und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Dieter
Beblo, Brinkstr. 10,
32825 Blomberg