LZ vom Freitag, 19.03.10

Friedwald würde Beerdigungen teurer machen

Blomberger Hauptausschuss diskutiert über alternative Ruhestätte in der Natur

Von Marianne Schwarzer

Die letzte Ruhe im heimischen Wald finden – das liegt im Trend. Ob die Stadt Blomberg ihren Bürgern allerdings diese Möglichkeit eröffnen kann und will, steht noch in den Sternen.

Blomberg. Wie berichtet, hatten die Blomberger Grünen beantragt, im Stadtgebiet einen Friedhofswald einzurichten. Darauf hatte die Verwaltung eine Anfrage an die "FriedWald GmbH" gestellt, die im Kalletal eine solche Begräbnisstätte betreibt. Nach deren Auskunft könnte eine solche Anlage nur wirtschaftlich betrieben werden, wenn sie mindestens 30 Hektar groß sei. Der Wald dürfe nicht am Hang liegen, nicht unter Naturschutz stehen und weder forstwirtschaftlich noch jagdlich genutzt werden. Er brauche ein entsprechendes Einzugsgebiet.

Im Übrigen bedürfe eine solche Einrichtung einer professionellen Öffentlichkeitsarbeit, und es herrsche dort verstärkte Verkehrssicherungspflicht. "Man muss also die Bäume nicht nur in Nähe der Wege, sondern auch im Wald selbst kontrollieren", so Kämmerer Rolf Stodieck. Die Fläche müsse für 99 Jahre als Ruhewald festgelegt sein, sobald die erste Urne dort liege.

CDU-Fraktionschef Friedrich-Wilhelm Meier sieht den Charme der Idee, aber auch Nachteile: "30 Hektar sind sehr groß, und man muss bedenken, dass die Fixkosten für die anderen Friedhöfe bleiben. Normale Beerdigungen würden dadurch also teurer", eine Einschätzung, die Stodieck bestätigt.

Günter Borchard (SPD) schlug vor, auch über eine Baumbestattung auf den vorhandenen Friedhöfen nachzudenken, wobei Ulrich Arnecke (Grüne) anmerkte, dass das nicht die gewünschte Naturnähe bringe. Ihm schwebten drei bis fünf Hektar vor – "so eine Fläche kann man gut abknapsen", so Arnecke. Die Verwaltung soll noch weiter recherchieren. Das hat die LZ bereits getan: Laut "FriedWald GmbH" wurden seit 2004 nur neun Blomberger dort bestattet.

Johann-Friedrich von der Borch gehören das Gut Holzhausen in Nieheim und die 14 Hektar große Waldfläche des Ruhewaldes "Ave natura" am Holsterberg, der von einer Privatfirma betrieben wird. So ein Betrieb gehöre nicht in die öffentliche Hand, meint er, "und ich warne davor, so etwas kurzfristig zu machen. Ich selbst habe Jahre darüber nachgedacht, weil eine solche Entscheidung wirklich langfristige Folgen hat." Ihm gehe es darum, auf der Ruhefläche sozusagen wieder Urwald herzustellen. "Wir wollen so wenig wie möglich eingreifen." Bei den teureren Grabstellen würden 200 Euro des Preises abgezweigt und in die Pflege eines Naturschutzgebietes gesteckt.

Der Hauptausschuss wird sich das Ganze eventuell vor Ort anschauen.