Pressemitteilung vom 24.10.2000

Der für August in Blomberg geplante Freisetzungsversuch des Konzerns Aventis mit genmanipuliertem Winterraps auf der Fläche eines Istruper Landwirts (Ihre Zeitung berichtete) ist in diesem Jahr nicht erfolgt. Das "Aktionsbündnis für gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittel" in Blomberg begrüßt diese Entscheidung, weist jedoch darauf hin, dass die Genehmigung für den Versuch weiterhin gilt.

Das Risiko durch die Gentechnik für Umwelt und Verbraucher wird in einem aktuellen Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Münster ebenfalls gesehen. Das OVG Münster hat einem Landwirt per Eilbeschluss den Verkauf von Raps untersagt, der um ein Freisetzungsfeld mit Gen-Raps herum ("Schlag-in-Schlag Technik") angebaut worden war (AZ 21 B 1125/00). Das gleiche Anbauverfahren ist für Blomberg vorgesehen.

Das Gericht begründete den Beschluss mit der Gewissheit, dass sich die Ölpflanzen auf den benachbarten Feldern durch Pollen "zwangsläufig" gegenseitig befruchtet hätten. Ein Verkauf dieser Ernte aus herkömmlichem Saatgut laufe daher auf eine "nicht rückgängig zu machende Verbreitung und Vermarktung gentechnisch veränderten Rapses" hinaus.

Jener Landwirt hatte ein Feld an den Aventis-Konzern verpachtet. Die Ernte dieses Feldes war lediglich für Forschungszwecke bestimmt. Die Bezirksregierung Arnsberg hatte daraufhin auf Entscheidung von Ministerin Höhn (Umweltministerium Düsseldorf) verfügt, dass die Ernte auf dem benachbarten Rapsfeld ebenfalls nicht in Verkehr gebracht werden dürfe.

Das Gericht stellte fest, dass Pollen durch Insekten und Wind von einem Feld zum anderen transportiert werden, so dass es zu Kreuzungen zwischen dem gentechnisch verändertem und dem naturbelassenen Raps gekommen ist. Der Verkauf der Ernte bedeute damit ein Inverkehrbringen ohne Genehmigung.

Mittlerweile wurde sogar von der Gentechnik-Firma Advanta bestätigt, dass Genmanipulationen an Raps in über 4 km entfernte Rapskulturen übertragen werden können. Für die geplante Freisetzung in Istrup bedeutet dies, dass unter Umständen Landwirten in diesem Umkreis die Vermarktung ihrer Rapsernte behördlicherseits untersagt werden kann.

Das Blomberger "Aktionsbündnis für gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittel" wird in diesem Zusammenhang die Aktion des BUND "Faire Nachbarschaft" unterstützen, die zur Zeit in Baden-Württemberg erarbeitet wird. In gegenseitigen Verträgen sichern sich interessierte Landwirte u. a. den Verzicht auf den wissentlichen Anbau von genmanipulierten Pflanzen zu.

Gegenwärtig bereitet das Aktionsbündnis eine Informationsveranstaltung zur Gentechnik für interessierte Mitbürger, insbesondere auch die Blomberger Landwirte vor. Diese wird am 15. Januar des kommenden Jahres in Wellentrup stattfinden.


Aktionsbündnis für gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittel

Blomberg, 24.10.2000