Herrn
Bürgermeister Dr. Pilgrim
Marktplatz 1
32825 Blomberg
Antrag zur Ausschusssitzung BBH und Stadtforst am 26.09.2001
Sehr geehrter Herr Dr. Pilgrim,
wir bitten Sie, den folgenden Antrag für die Sitzung des Ausschusses BBH und Stadtforst am 26.09.2001 vorzusehen:
Antrag:
Der Ausschuss möge beschließen, dass der Stadtforst Blomberg zertifiziert wird – und zwar nach den Vorgaben des „Forest Stewardship Council“ (FSC).
Begründung:
Viele Unternehmen sind heute bestrebt, Umweltlabels zu erhalten und damit zu dokumentieren, dass sie ihre Produkte, gemäß zuvor genau festgelegter, umweltschonender Kriterien erzeugen. Damit der Kunde nicht allein auf die Aussage der Produzenten angewiesen ist, wird das Einhalten der Ökostandards von unabhängigen Prüfern überwacht – und zertifiziert.
Doch für den Verbraucher ist der „Wettbewerb“ unterschiedlicher Gütesiegel eher verwirrend. So wissen nur wenige, was sich hinter den in Deutschland gebräuchlichen Kürzeln PEFC oder FSC verbirgt. Darauf scheinen vor allem die Schöpfer des PEFC zu spekulieren, sagt doch dessen Geschäftsführer offen: „Der Kunde will Holz mit zertifizierter Herkunft. Da ist es egal, ob vom FSC oder PEFC.“
Nun wäre ja unter rein wirtschaftlichen Aspekten ein solcher Standpunkt vielleicht vertretbar, aber beim Thema Forst darf es nicht nur ums Geld gehen. Gleichberechtigt ist daneben auch der Erholungswert des Waldes für die Bürger und Feriengäste zu beachten. Dazu kommen weitere Schutz- und Nutzwerte (z. B. Grundwasserhaltung und Artenschutz).
Verglichen mit den intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen sollten Wälder als naturnahe Rückzugsgebiete für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten erhalten bleiben. Gewissenhafte Waldwirtschaft darf sich daher nicht nur an Wirtschaftszielen orientieren, sondern u. a. auch an den zum gegebenen Standort passenden Baumarten. Mischwald und Plenterwirtschaft (selektives Fällen) bieten vielfältige ökologische Vorteile gegenüber Nadelholz-Reinbeständen und den damit meist verbundenen Kahlschlägen. Auch kann in einem reich strukturierten Wald generell auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet werden.
Gerade in Bezug auf die o. g. ökologische Aspekte macht der FSC eindeutigere und naturgerechtere Vorgaben als der PEFC. Er erlaubt auch ein ausgewogeneres Mitspracherecht von Naturschutzorganisationen und Verbrauchern. Die Mitbestimmung der „Spielregeln“ beim Umgang mit dem Wald ist zu wichtig, um sie ausschließlich den Waldbesitzern und ihren vorwiegend wirtschaftlichen Interessen zu überlassen.
Darum sollte sich die Stadt Blomberg, als Mitglied des Klimaschutzbündnisses, zukunftsweisend und bewahrend für das FSC-Siegel entscheiden.
Blomberg, den 14.09.2001
Für die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen
gez. Arnecke