Zehn Gründe,
warum wir sie (die Ökosteuer) brauchen
1. Senkt Rentenbeiträge
Die Ökosteuer fließt fast vollständig in die Rentenkasse. Dadurch
konnten die Rentenbeiträge bislang um einen Prozentpunkt auf 19,3 Prozent
[Anmerkung des Redakteurs: 19,1
Prozent ab dem 01.01.2001!] gesenkt
werden, in drei Jahren soll der Beitrag bei nur noch 18,5 Prozent liegen. Dies
entlastet Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Langfristig soll der Rentenbeitrag unter
der 20-Prozent-Marke gehalten werden. Mit der Senkung der Lohnnebenkosten will
die Bundesregierung den Standort Deutschland attraktiver machen.
2. Schafft neue Arbeitsplätze
Da die Lohnnebenkosten sinken, erwarten Experten einen positiven Effekt für
den deutschen Arbeitsmarkt. Nach einer Studie des Rheinisch-Westfälischen
Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen wird die Ökosteuer
bis zum Jahr 2005 etwa 75000 neue Arbeitsplätze schaffen. Bernhard Hillebrand,
Energieexperte des Instituts: „Etwa die Hälfte davon entsteht in der Industrie,
der Rest im Dienstleistungsbereich und beim Staat.“ Experten vom Deutschen Institut
für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin rechnen sogar mit etwa 100000
zusätzlichen Arbeitsplätzen. Die Anzahl der Arbeitsplatzverluste bezeichnet
Hillebrand als „kaum nennenswert“ – beim Transportgewerbe schlimmstenfalls 3000
Jobs.
3. Unterstützt die Steuerreform
Die Bundesregierung wollte die Konjunktur durch Steuersenkungen ankurbeln. Die
hätten aber zu sinkenden Staatseinnahmen geführt. Gleichzeitig sollten
die Rentenbeiträge stabil bleiben. Allein durch Einsparungen im Bundeshaushalt
konnte sie beide Ziele nicht erreichen. Die Regierung stand also vor der Wahl:
entweder auf die Steuerreform oder auf die Stabilität der Rentensätze
zu verzichten. Die Lösung: eine zusätzliche Geldquelle zu erschließen,
die die Rentenbeiträge sichert – die Ökosteuer.
4. Fördert erneuerbare Energien
Mehr als 200 Millionen Mark aus der Ökosteuer stellt die Bundesregierung
für Projekte zur Verfügung, die erneuerbare Energiequellen nutzen.
Dazu gehören unter anderen Windkraft, Sonnenenergie, Erdwärme und
Wasserkraft. Höhere Ölpreise verstärken zudem den Druck, diese
Energieformen zu fördern.
5. Erhöht den Klimaschutz
Ein großer Teil der Umweltbelastung durch Kohlendioxid geht auf das Konto
von Automobilen. Die Bundesregierung hat sich verpflichtet, den Kohlendioxid-Ausstoß
bis 2005 um 25 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Durch die Ökosteuer
sollen die Deutschen zu einem umweltbewussteren Gebrauch des Autos angeregt
werden. Mit Erfolg – wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag von MAX zeigt: Höhere
Benzinpreise veranlassen schon jetzt jeden siebten Bundesbürger, Benzin
sparender zu fahren, jeder Vierte nutzt den Wagen weniger häufig.
6. Stärkt die Innovationskraft
Da Öl ein begrenztes Gut ist, werden die Benzinpreise weiter steigen. Die
Nachfrage nach spritsparenden Autos steigt. An denen tüfteln die Automobilhersteller
schon seit Jahren. Ein Ergebnis: das Drei-Liter-Auto Lupo, das VW im Juli 1999
auf den Markt gebracht hat. Die Ökosteuer verstärkt diese Bemühungen
und die Erforschung weiterer Technologien, wie die Entwicklung eines mit Wasserstoff
betriebenen Autos. 2004 will Ford den ersten Pkw mit Brennstoffzellen-Antrieb
auf die Straßen bringen.
7. Macht Bahn, Bus und Rad attraktiver
Jede dritte Privatfahrt ist nicht länger als drei Kilometer – eine Distanz
also, die leicht mit anderen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden kann.
Nach der repräsentativen Forsa-Umfage im Auftrag von MAX (siehe Heft 8/2000)
steigen tatsächlich schon 26 Prozent der Autofahrer öfter auf Bahn,
Bus, Rad oder Inline-Skates um. Das ist umweltschonend und kostengünstig.
Zudem dürfte sich mancher Spediteur
angesichts hoher Spritkosten überlegen, ob er seine Güter über
große Distanzen nicht besser mit der Bahn als dem Lkw transportieren sollte.
8. Schützt Leben
Eine Testreihe des Automobilherstellers Ford hat ergeben, dass umweltbewussteres
Fahren den Spritverbrauch um 25 Prozent senken kann, das macht immerhin bis
zu 500 Mark im Jahr aus. Und nach einer Studie des Bundesumweltamts geht die
Zahl der Verkehrsunfälle bei langsamerem Fahren zurück. Das Ergebnis
einer Testreihe mit 800 Fahrzeugen: Nehmen Autofahrer den Fuß vom Gas,
sinkt das Unfallrisiko um bis zu 30 Prozent.
9. Hilft der Gesundheit
Umweltbewusstes und langsameres Fahren senkt den Verkehrslärm deutlich
und steigert dadurch das Wohlbefinden der Bevölkerung. Nach einer Studie
des Verkehrsclubs Deutschland fühlen sich 70 Prozent der Deutschen durch
den Autolärm auf den Straßen erheblich beeinträchtigt. Der soll
sogar bei mehr als 2000 Menschen pro Jahr einen Herzinfarkt auslösen.
10. Fördert Häusersanierungen
Der höhere Preis für Heizöl (seit 1999 je Liter vier Pfennige
durch die Ökosteuer) soll gerade Hausbesitzer von Altbauten bewegen, die
Gebäude zu sanieren, um Heizkosten zu sparen. So verzeichnen Fensterhersteller
und Glaser schon jetzt eine steigende Nachfrage. Umweltexperten gehen davon
aus, dass durch solche Maßnahmen die Energiekosten um bis zu 50 Prozent
gesenkt werden können.
Quelle: Thomas Friemel, Kristina
Junker,
Franz Lenze, Bernhard Lill (Zeitschrift Max)